Besinnen

1. Besinne dich erst, was deine Schultern tragen können!


2. Besinnen bringt ersinnen.Körte, 505.


3. Besinnen ist das Beste am Menschen.Goldschmidt, 156; Körte, 507.

Lat.: Vide quid agas (prima coitio est acerrima). (Terenz.) (Wiegand, 339.)


4. Besinnen ist't beste annen Minschen. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4057.

Wenn der Deutsche überhaupt in dem Rufe steht unter allen Völkern das zu sein, was am meisten vom Beginnen und Ueberlegen hält; so zeigen die oldenburgischen Sprichwörter, dass der Oldenburger unter den Deutschen der Deutscheste ist. In Holstein ist dieser Spruch besonders den Bedächtlichen unter Krämern und Kaufleuten geläufig.


5. Durch Besinnen kann man's ersinnen.Sailer, 89.


6. Erst besinn's, dann beginn's.Siebenkees, 96; Reche, I, 17; Simrock, 879; Körte, 506; für Waldeck: Curtze, 331, 205; Seybold, 117.

Nur keine Uebertreibung; denn ohnedies sagt man uns Deutschen nach, dass wir uns immer so lange besinnen, bis die andern den Braten verzehrt und uns die Knochen übrig gelassen haben.

It.: È bisogna prima pensare e poi fare. (Gaal, 189.)

Lat.: Priusquam incipias, consulto opus est.


7. Erst besinnt unn denn beginnt. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4057.

Lat.: Antequam incipias, consulta. (Sall.) (Wiegand, 983.)


8. Sich besinnen vorm Beginnen macht gewinnen.


9. Viel besinnen, viel verrinnen.

Lat.: Otioso initio animus nescit, quid velit. (Sutor, 578.)


10. Wer sich am längsten besinnt, trifft selten die rechte Wahl.


11. Wer sich recht thut besinnen, der wirt kein thorheit beginnen.Henisch, 314.


[325]

12. Besinnt sich der Chachem, besinnt sich der Narr. (Jüd.-deutsch.)

Oft wird der Kluge vom Dummen überlistet; durch zu viel Bedenken lässt man den rechten Augenblick verstreichen.


13. Wer sich besinnt, dem 's verrinnt; schlag' drein und es ist dein.Hertz, 58.

An einem Glase.


*14. Hei hat sick besunnen, wie et Mäken ut Appenrode. (Wolfenbüttel.)

Appenrode, ein Dorf am Nordrande des Harzes, liegt 11/2 Stunde von Wöltingerode, in dessen Gemeindebackhause die Insassen des ersteren Orts jedoch ebenfalls backen müssen. Einst wurde nun ein Mädchen hingeschickt, um Sauerteig aus Wöltingerode zu holen, kehrte aber vor dem Orte wieder um, weil sie meinte, ihre Herrin verstehe es doch besser, wie viel zum Brote gehöre.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien: