Gelb

1. O du liebe gêl, fall mi doch ön mine Kehl. Frischbier 2, 1198.

Wunsch des Faulen, der unter dem Birnbaume liegt, dass ihm die gelbe Birne in den Mund fallen solle.


*2. Du bist noch zuuil geel vmb den schnabel, dz du alte schälck fromm soltest machen. Tappius, 38a.


*3. En Bötchen1 gêl en de Mull2 sîn. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 26.

1) Bischen.

2) Gelb im Maul.


*4. Er ist noch gelb umb den Schnabel.Henisch, 1453.

Jung, unerfahren.

Holl.: Hij is nog geel om den bek. (Harrebomée, I, 211.)


*5. Geel wie ein wachss.Agricola I, 602.


*6. Gêl als ein Avenlock.Laurenberg, II, 397.

Im Simplicissimus (I, 227) heisst es: »Die funckelnden augen, die vor schwärze klärer zwitzern als der russ vor meines knans ofenloch.«

*7. Gêl wie ein Tatter (Tatar). (Aachen.)

Von der Hautfarbe der Zigeuner entlehnt. Zingerle hat in Pfeiffer's Germania (Jahrg. IX, S. 385 fg.) Farbenvergleiche im Mittelalter zusammengestellt und zahlreiche Belege beigefügt. Auf die letztern verweisend, stelle ich hier aus obengenannter Zeitschrift die Farbenvergleiche zusammen: Gelb wie ein Todter. (S. 391.) Grün wie Gras, grasgrün. (S. 391.) Grün wie Klee. (S. 393.) Grün wie ein Smaragd. (S. 394.) Roth wie eine Rose, wie Blut, wie Feuer. (S. 395.) Er ist weiss wie Schnee, sie ist schneeweiss, sagt das Volk, um das hellste, reinste Weiss auszudrücken. In der mittelalterlichen Poesie ist dies Bild auch das älteste und beliebteste. (S. 385.) Er wurde bleich oder weiss wie Kreide, namentlich von Erblassenden. (S. 339.) Weiss wie eine Lilie. (S. 390.) Grüner als wie Gras und weisser als der Schnee. (Nibelungen.) (Eiselein, 257.)


*8. Gelbe wî anne Schmergel. (Schles.) – Frommann, III, 412, 455.


*9. Halb gelb, halb schwarz, nach der Reichsfarbe.

Von den Unentschiedenen, Lauen, den Doppelgängern und Allerweltsfreunden.

Frz.: Moitié figue, moitié raisin.


*10. He sprekt so gäl.Danneil, 60; Mussäus, Mecklenb. Jahrb., 121, 19.

Er führt schmuzige Reden im Munde. (S. Mistwagen.)


*11. So geäl as 'ne Kwalster1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 61.

1) Die grüngelbe Baumwanze, englisch knolster, vgl. hochdeutsch Qualster (zäher Schleim) und Qualle.


[1470] *12. So géäl asse (Dukaten-)Gold. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 61.


[Zusätze und Ergänzungen]

*13. Gelb wie Kinder-Treck.Simplic., I, 177.


*14. Gelb wie Safran.

Holl.: Het it zoo geel als saffran. ( Harrebomée, II, 235a.)


*15. Geel als ein gensslin im meyen.Paternoster.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1321.
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