Greis (Subst.).
1. Dem Greise thut ein Pelz nicht weh, der Saat kein dichter Schnee.
Frz.: Neige au bled est tel bénéfice, comme au vieillard la bonne pelice. (Leroux, I, 39.)
2. Der Greis mag beten, der Mann vertreten, der Jüngling ringen, dann wird's gelingen.
3. Der greiss verkert nit sein weiss. – Franck, II, 22a; Henisch, 1739, 1; Lehmann, II, 63, 117; Simrock, 4044.
4. Des Greisen Stab sind seine Kinnbacken. – Eiselein, 258; Simrock, 4445.
Lat.: Viro seni maxillae baculus. (Eiselein, 258.)
5. Ein freier Greis tanzt besser als ein junger Sklave. – Sprichwörtergarten, 174.
6. Ein Greis braucht kein Wetterglas.
It.: Il vecchio porta l'almanaco adesso. (Cahier, 3144.)
7. Ein Greis, der sich mit einer jungen Frau lässt trauen, mag bald nach seiner Bahre schauen.
Dän.: Ung hustrue hielper gammel mand snart til graven. (Prov. dan., 380.)
8. Ein verliebter Greis ist ein junger Narr.
9. Ein verliebter Greis ist ein Winter mit Blüten.
10. Es gibt mehr junge Greise als alte.
Der Russe: Es gibt mehr Greise als Alte. (Altmann VI, 413.)
11. Für einen Greis ist ein jung Mädchen nicht weis'.
12. Greis schlegt gern nach grämen. – Henisch, 1728, 31; Petri, II, 357.
Alte Leute sind verdriesslich.
13. Greise ringen besser mit dem Kopfe, als Knaben mit den Händen.
14. Nicht alle Greise sind weise.
15. Viel Greise und wenig Weise.
Holl.: Men vindt veel grijzen, maar luttel wijzen. (Harrebomée, I, 259.)
[132] 16. Was der Greis verwahrt, hat der Jüngling gespart.
17. Wenn ein Greis heirathet, läuft der Tod übers Dach. – Reinsberg I, 130.
Dän.: Naar den gamle lefler med den unge, da leerdøden. (Prov. dan., 380.)
18. Wenn ein Greis redet, sollen die Jungen die Ohren spitzen.
Dän.: Gamle mænds sagn er sielden usandt. (Prov. dan., 215.)
19. Wer als Greis zum Altar geht, wird ein närrisch Kind zu spät.
20. Wer lange ein Greis sein will, muss jung einer werden.
21. Wer nicht ein Greis wird in jungen Jahren, kann die Mühe später sich ersparen.
22. Wo Greise geboren werden, pflegen Kinder zu sterben.
Altkluge Kinder zeigen sich in spätern Jahren nicht selten als grosse Schwachköpfe. Das Wunder flieht, und das Kind bleibt.
23. Dem Greise fehlt's nicht an Appetit, aber beissen kann er nit. – Schuller, 32.
24. Ein Greis, der nicht prophezeit, gilt kein Deut.
It.: Vecchio che non indovina, non vale una sardina. (Giani, 1700.)
25. Was den Greis erfreuen kann, das soll thun der junge Mann.
Lat.: Capte facere juvenis, quae probes senex. (Sailer, Sprüche, 209.)
[1378] 26. Wenn ein alter Greis nimmt ein Mägdlein jung und weiss, so reit er bald auf dem Zelter nach dem Paradeis. – Monatsblätter, VI, 157.
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