Heiland

1. Dem knökern Heiland kann man dat Vaterunser dör de Keven (Kiefern) blasen. (Holst.) – Schütze, II, 248.

Von einem, der sehr mager ist. So sagt man auch von knökern Dirk, auch Hinrk, en knökern Herrgott, all wollte man damit sagen, den hat Grott aus Knochen gemacht.


2. Ein Heiland findet überall zu erlösen.


3. Einer ist des andern Heiland.


4. Jeder Heiland findet seinen Judas.


5. O süsser Heiland, wie bist du so bitter, sagte der Narr, der einen Rettichschnitz für eine Hostie bekommen.Eiselein, 294.


*6. Den Heiland zum andern mal kreuzigen. Altmann VI, 512.


*7. Der Heiland wird Schnee (Wind, Regen) schicken. (Oberlausitz.)

Im Kreise derer entstanden, die auch die gewöhnlichen Naturerscheinungen vom Heiland ableiten, und später, vielleicht nur ironisch, weiter verbreitet. In Büdding's Sammlung (einem pietistischen Buche) heisst es: » Seelen, die sich nicht ganz in das ewige Wesen versenkt haben, dass sie ihren Bissen Brot nur in dem Heiland essen und denen das im Namen Jesu auf den Abtritt gehen noch ein Geheimniss ist, verfallen in allerlei Zweifel.« (Mystagogos, Hainburg 1858, S. 313.)


*8. Der schwäbische Heiland.Eiselein, 558.

»Als die Ueberlinger«, erzählt Auerbacher, »die Heldenthat ihres Landsmanns unter ›den sieben Schwaben‹ (vgl. Die Abenteuer der sieben Schwaben im Volksbüchlein von L. Auerbacher, München 1832, I, 105-156) vernommen und das erbeutete Siegeszeichen gesehen hatten, beschlossen sie einmüthiglich, eine fromme Stiftung zu machen, und sie erbauten eine Feldkapelle am See, wo der Spiees der ›sieben Schwaben‹ aufgehangen wurde zum ewigen Andenken. Die Kapelle aber ward geweiht dem Erlöser, und ein Bildschnitzer bekam den Auftrag, einen schönen Herrgott aus Holz zu machen, sieben Fuss hoch. Das that er, und auf dag Gestelle schrieb er mit goldenen Buchstaben: ›Heiland der Welt‹. Aber die Ueberlinger wollten die Inschrift nicht gutheiesen, sondern, da der Herrgott den ›sieben Schwaben‹ geholfen hatte aus ihren Aengsten und Nöthen, so solle er auch der ›schwäbische Heiland‹ genannt werden. Und so geschah es denn auch. Der Seehas aber baute sich eine Hütte neben dem Kirchlein und wurde ein Klausner. Und es kamen viele Pilgrime dahin, welchen der Klausner die Abenteuer der ›sieben Schwaben‹ erzählte mit allen Umständen, weshalb noch jetzt die Welt davon voll ist. Und der ›schwäbische Heiland‹ war zu derselben Zeit so berühmt, als der grosse Herrgott in Schaffhausen (s.d.). Im Schwedenkriege aber ist die Kapelle zerstört worden und die Schweden haben das Siegeszeichen mit sich genommen.« Es sind aber noch Copien vom echten ›schwäbischen Heiland‹, getreu in Grösse, Gestalt und Farbe vorhanden, so z.B. versichert Eiselein, eine solche gesehen zu haben zu Hostetten, zwei Stunden westlich von Ueberlingen.


*9. Mit dem Heiland auf gutem Fusse stehen.

»Zinzendorf schrieb so gar Liebesbriefe an den Heiland und warf sie in dem Glauben zum Fenster hinaus, dass der Heiland sie durch die Himmelspost erhalten werde.« (Mystagogos, 315.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 459-460.
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