Hungrig

1. Bäst te hangrich, se läk Sâlz, se wirscht te uch durschtich. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 265.


2. Besser hungrig zu Bette gehn, als mit Schulden aufstehn.Schlechta, 492.


3. Bin ich hungrig, häng' ich's Maul, bin ich satt, so bin ich faul.

Faulert's Beichte.


[921] 4. Der ist nicht hungrig, dem Käs' und Brot nicht schmeckt.


5. Du bist so hungrig as Mölles Hian, dei all Daug im Schrotgang geht. (Konitz.) – Frischbier2, 1765.


6. Es setzt sich offt einer Hungrig zu Tisch vnd bekombt erst den appetit zu Essen, wenn er wass guts für sich sihet.Lehmann, 146, 96.


7. Ich bin so hungrig, dass ich nicht weiss, wo ich die Nacht schlafen soll, sagte der Loafer zum Wirth, und er bat um einen Topf Bier gegen den Durst. (Neuyork.)


8. Wenn du hungrig bist, iss; wenn du durstig bist, trink; wenn dein Topf siedet, giesse ab!


9. Wer hungerig ist, dem ist kein Brodt zu Schwartz.Lehmann, 788, 4.

Lat.: Jejunus raro stomachus vulgaria temnit. (Horaz.) (Binder I, 69.)


10. Wer hungrig aus dem Hause geht, bekommt auch im Dorfe nichts. (Lit.)


11. Wer hungrig ist und den Korb sieht, kann nicht verglichen werden mit dem, der satt ist und den Korb sieht.Tendlau, 791.

Der Satte weiss nicht, wie dem Hungrigen zu Muthe ist.


12. Wer sich hungrig legt aufs Stroh, wird keines Schlafes froh.

Böhm.: Hladovĕ oko nespává. – Liška hladová dříme. (Čelakovsky, 190.)

Holl.: Wie zonder eten gaat te bed, dien wordt het slapen ligt belet. (Bohn I, 344.)

It.: Chi và a letto senza cena, tutta la notte si dimena. (Pazzaglia, 16.)

Poln.: Lis głodny drzymie. (Čelakovsky, 190.)


*13. Er ist hungrig wie ein Wolf.

Frz.: Il est affamé comme un chasseur.


*14. Er ist hungrig wie eine Kirchenmaus.Eiselein, 378.


*15. Se seng heangrig wä des Melner seng Hienen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 175, 175.

Sie sind hungrig wie des Müllers (seine) Hühner, d.h. sie haben keinen Hunger.


*16. So hungerich as 'ne Smachtlappe. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 81.


[Zusätze und Ergänzungen]

17. Wer hungrig ist, dem ist jede Speise angenehm. (Ital.)


18. Wer hungrig vom Tische gehen muss, dankt für die Mahlzeit nicht.

Frz.: Qui à table assez n'aura en lieu de graces murmurera.

Lat.: In mensa non satur, pro gratiis dabit murmur. (Bovill, II, 210.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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