Ihrte (Ergänzung zu Ehrte)

Ihrte (Ergänzung zu Ehrte).


*1. D' Oerta1 'n us macha.Tobler, 353.

1) In Appenzell; in andern Cantonen auch Uerte, in Glarus nebenbei auch Uerteli = Zeche; in Bündten [957] auch Gastmahl. Bei Hebel: Uerthe = Wirthshausrechnung, wie Abrechnung überhaupt. Davon das Zeitwort urten, ürten, ürtnen. »Beim Wein ürten oder zechen.« (Fries, Dict.): »Mit dem mag er wol ürtnen und Trinkhen.« (Zellweger's Urkunden zu seiner Geschichte des appenzeller Volks, Trogen 1830-36.) »Um örthen spihlen.« (Landbuch des Cantons Appenzell, 1585; Tobler, 353.) – Um die Zeche spielen.


*2. Den Ihrten selbst beschliessen.Weinhold, 102.

Die Rechnung ohne den Wirth machen. Wegen des noch nicht festgestellten Ursprungs des Wortes, den ich von Ehre ableitete, wie wegen der so verschiedenen Aussprache und Schreibung desselben (Ehrte, Îrte, Oerte, Uerte) stelle ich hier zusammen, was ich inzwischen darüber selber aufgefunden und angemerkt habe und was mir von unterstützender Hand aus literarischen Quellen, namentlich der von Herrn Kreisgerichtsdirector Ottow in Landshut mitgetheilt worden ist. In Berndt (Versuch zu einem schlesischen Idiotikon, 1787, S. 65) heisst es: »Die Irte, schlesisch für Zeche, seine Irte bezahlen. So auch in Nürnberg.« In dem Sinne für Zeche = Wirthshausrechnung wird es auch jetzt noch allgemein besonders in Dorfschenken gebraucht. Weinhold verweist unter »Irte« auf Uerte, und sagt dabei: Urte, Irte für Zeche: a) das Verzehrte, Vertrunkene; b) die Rechnung, in dieser Bedeutung noch gebräuchlich (Reichenbach, Hirschberg), das heisst ohne Wirth den Irten selbst beschliessen; c) die Zechgesellschaft, in diesem Sinne nicht mehr gebräuchlich. In Der schlesischen Kern-Chronik anderer Theil (Leipzig 1711, S. 723) steht in dem Wortverzeichnisse: Oerte-Bier, d.i. eine Zeche. In dem Sprichwort selbst steht es auch für Zeche. Bei Franck (II, 64b) lautet ein Sprichwort: Es muss ein schlechter wirt sein, der einer zech nicht zu borgen hat. Dasselbe Sprichwort steht bei Lang (423; vgl. Nopitsch, 211): Es muss ein armer würth sein, der nicht ein Irten borgen kan. In den Mundarten von Frommann (I, 37) finden wir Urten und Uerten in einer Sammlung schwerverständlicher Ausdrücke, und zwar mit Belägen. In Die Vier wunderbarlichen Eigenschafften vnd Würkungen des Weinss heisst es: »Da wil er bulen hie vnd dort biss etwas hin auff mitternacht, so dann die ürten wird gemacht, kan er gar kaum die stubenthür treffen.« In dem Fastnachtsspiel Der Eulenspiegel mit dem Blinden sagt der Wirth: »Ich will euch einsperen alle drey im Hoff drauss in einen Sewstal biss das man mir die vrten zal.« Es wird dann gefragt, welchem Dialekte dieses Urten oder Uerten entlehnt sei, da der altbairische Dialekt dafür »Roat« oder »Reite« habe. Stalder (II, 425) hat Uerte = Gasterei, Gastmahl, Zeche, lässt aber Ursprung und Schreibung unberührt. Das Mittelhochdeutsche Wörterbuch von B. Müller schreibt Uerte, gibt aber keinen etymologischen Aufschluss.


*3. E grosse Oerta verthun.Tobler, 353.

Eine grosse Zeche haben.


*4. Emm d' Oerta macha.Tobler, 353.

Einen streng bestrafen.


*5. Emm e thüre Oerta macha.Tobler, 353.

Einen schnellen, schröpfen, ihm ein böses Spiel machen.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 957-958.
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