Kujütter

* Das ist ein Kujütter.

Diese Redensart gebraucht man im Bergischen, um einen Menschen zu schildern, der sich kein Gewissen daraus macht, die schlechtesten Handlungen zu begehen, einen Halunken. Wenn von schlechten Menschen überhaupt die Rede ist, pflegt man auch einen als den Kujütter derselben zu bezeichnen, womit man sagt, dass dieser einer der schlechtesten darunter und der Anführer der übrigen sei. Das Wort ist aus Coadjutor (= Gehülfe) entstanden. Diese Bezeichnung führte aber Wilhelm Egon von Fürstenberg, welcher Coadjutor des Erzbischofs Max Heinrich von Köln war und zu der Zeit, wo Ludwig XIV. seine gierigen Hände nach deutschem Gut und Blut ausstreckte, den schwachen Kirchenfürsten dazu vermochte, mit dem Erbfeinde gemeinsame Sache zu machen, das eigene Vaterland um schnöde Bestechung zu verrathen und zu betrügen. Obgleich dieser Coadjutor wie die andern Fürstenberger Geistliche und als solche fast unverletzlich waren, so reichte doch ein so schmählicher Verrath hin, sie im Volke stets zu brandmarken. Für den deutsch fühlenden Rheinländer hatte das Wort die Bedeutung, welche der Name Judas für jeden Christen gewonnen hat. Da das lateinische Wort zu lang war, so verwandelte die Volkszunge den römischen Coadjutor brandmarkend in einen Kujütter. (Wupperzeitung, Hückeswagen 1863, Nr. 127.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1696.
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