Laub

1. Bleibt das Laub im October lange auf den Bäumen, so folgt ein harter Winter und kommendes Jahr gibt es viel Ungeziefer.Orakel, 820.


2. Bleibt das Laub nahe beim Stamm liegen, so folgt ein fruchtbar Jahr.Orakel, 824 u. 824-826.


3. Das Laub verfault nicht heute, wenn's heute ins Wasser fällt.

Man muss die Zeit abwarten.


4. Ein Wagen voll Laub gibt eine Metze voll Dünger. (Niederlausitz.)

Das Laub steht bei den Landleuten nicht gut angeschrieben als Düngungsmittel. (S. 9.)


5. Erlenes Laub und rothe Loden wachsen selten auf gutem Boden.Peter, 451.


6. Fällt das Laub auf Leodegar (2. Oct.), so ist das nächste ein fruchtbar Jahr. (Rheinpfalz.)


7. Fällt das Laub zeitig im Garten, so ist ein schöner Herbst und Winter zu erwarten.Orakel, 820.

8. Je eher das Laub fällt, desto fruchtbarer ist im nächsten Jahre das Feld.Boebel, 109.


9. Je mehr Laub, desto weniger Früchte.


10. Laub macht den Acker taub. (S. Nadel und Stroh.) – Boebel, 139.

Dies gilt in Bezug auf Laubdüngung, welche der Kunstdünger allmählich verdrängt hat, zumal die Waldstreuentnahme das Grab aller Waldcultur ist. Aber dem Walde ist es gesund, wenn auch die Russen sagen: Laub ist im Walde nichts Werthes. (Altmann VI, 395.)


11. Lôf maket den Acker dôf (taub), Stroh maket den Acker froh. (Grubenhagen.) – Schambach, I, 399.

Strohdüngung macht den Boden ergiebig, während Laubdüngung ihm keine Fruchtbarkeit verleiht.


12. Neues Laub treibt das alte fort.

Das Lebende beseitigt das Abgestorbene.


13. Sitzt das Laub im October noch fest an den Bäumen, so kommt der Winter kalt, wenn auch mit Säumen.Boebel, 107; Reinsberg VIII, 178.

In Oberösterreich sagt man: Fällt das Laub früh, aber langsam ab, so wird ein früher aber »langschwoafata« Winter und umgekehrt. (Baumgarten, I, 53.)


14. Wenn das buchen Laub kommt zu Schein, dann sät der Bauer den Lein. (Nassau.) – Kehrein, VIII, 230.


15. Wenn das Laub im October nicht fallen will, so folgt im folgenden Jahre Raupenfrass und wenig Obst.Orakel, 824-825.


16. Wenn das Laub im October noch sitzt fest am Baum, fehlt ein strenger Winter kaum. Orakel, 821.


17. Wenn das Laub im October und November nicht gern von den Bäumen fällt, folgt ein langer und schwerer Winter mit vielem Schnee.Orakel, 823.


[1806] 18. Wenn das Laub im October zeitig von den Bäumen fällt, so erwartet man eine frühe Frühlingssaat; fällt es spät, eine späte. Orakel, 826.


19. Wenn das Laub nicht vor Martini fällt, gibt's einen Winter mit grosser Kält'.


20. Wenn das Laub spät im November abfällt, so folgt starke Kälte und späte Frühlingssaat.Orakel, 869.

21. Wenn junges Laub kommt, fällt das alte ab.


22. Wenn's ins junge Laub donnert, gibt's wohlfeile Zeit.Bair. Hauskalender.


23. Wenn's Laub im Herbst nit abe will, so will's im Früelig nit ufe. (Solothurn.) – Schild, 107, 72.


24. Wer das Laub fürchtet, bleibe aus dem Walde. (S. Blatt 26 u. 27.)

Die Franzosen: Was wird der im Walde thun, der jeden Busch fürchtet. (Reinsberg III, 99.)


25. Wer sich unter das Laub stellt, wird zweimal nass.


26. Wüchs Laub und Gras wie Neid und Hass, so hätten die Rinder heu'r ein'n guten Winter. (Oesterreich.)


27. Wüchss laub vnd grass als neyd, gewalt vnd hass, so essen die küe offt desster bass. Werdea, A; Henneberger, 345; Frischbier2, 2314.


*28. Bei dam is Lôb und Groas verturben. (Schles.) – Frommann, III, 242, 4.


*29. Dat Lauw (auch: Läw) sall 'n wuol mit niemen. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 8.

Er wird wahrscheinlich dem herbstlichen Witterungswechsel erliegen.


*30. Mit dem Lauwe weag goan. (Westf.)

Im Herbste sterben.


*31. Wenn's Laub abfällt, wird er's wol ausmachen.


[Zusätze und Ergänzungen]

32. Das Laub des Weinstocks deckt die Trauben.

»So prahlt der gute Mensch mit seinen Werken nicht.«


33. Fällt das Laub zu bald, wird der Herbst nicht alt.Marienkalender, 1879, S. 25.


*34. Das Laub thut ihm weh.

»Wenn die Kirschen reifen, sterben die Alten; wenn der Kästenbaum im Herbst noch einmal blüht, stirbt der Eigenthümer, das Laub thut ihm weh, sagt man«. (Rochholz, Deutscher Glaube, I, 141.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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