Lenz

1. Der Lenz ist feucht, der Sommer dürr, der Herbst weich, der Winter rauh.Oec. rur.

Die Alten nannten den Lenz Risum Jovis, der »Luft Gelächter


2. Im Lentzen gehen schlincken (klincken) schlagen, im Sommer gehen Fische fahen, im Herbst thun Vögel stellen, verderbt manchen guten Gesellen.Lehmann, 1115, 52; Lehmann, II, 283, 24; Gruter, III, 54.


3. Im Lenz wird der Bawer ein Bawherr.Oec. rur.


4. Im Lenze Sonnenfinsterniss gibt wenig Korn, doch Wein gewiss. (Jülich.) – Böbel, 114.


5. Im Lenze wachsen die Blätter, im Herbste fallen sie ab; den einen trägt man zur Taufe, den andern ins Grab.


6. Lenz kühl und nass füllt Scheuer und Fass.

Holl.: Lente koel en wak brengt koren in den zak. (Harrebomée, II, 16.)


[34] 7. Wer im Lentzen spazieren geht vnd im Sommer Fische feht vnd auff den Herbst den Vöglen stellt, der sehe, was der Winter auff sein Tisch fellt.Henisch, 1116, 52; Petri, II, 721,


*8. Der Lentz drickt (ihn) mechtig sehr.Gomolcke, 342.

Nämlich der Faul-lenz.


*9. Der Lenz drückten gor.Robinson, 527.


*10. Der Lenz hat ihn belegen. (Ostpreuss.)

Er ist träge geworden durch Hitze.


*11. Der Lenz sticht ihn.Parömiakon, 568.

»Den König David hat einmal der Lenz gestochen, deswegen er Nachmittag Langweil halber sich niedergelegt.«


*12. Der Lenz will ihm aufsitzen.

Spott schweizer Erntearbeiter über einen Genossen, der über Rückenschmerzen klagt. Man pflegt diese Klage aus Unlust zur Arbeit herzuleiten, und man nöthigt nicht selten einen solchen Arbeiter, sich auf den Bauch zu legen und nach der Musik des Geigers von einem andern Schnitter auf dem Rücken herumtanzen zulassen. (Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in den Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 593.)


*13. Sich vom Hauptmann Lenz unterhalten lassen.

D.h. faulenzen. »Mir war die Hitze, die Wahrheit zu bekennen, so beschwerlich, dass ich mich unzählich mal vnder den Hauptmann Lentz vnderhalten lassen musste.« (Grimmelshausen, Potz Melcher.)


[Zusätze und Ergänzungen]

*14. Da wird der Lenz schön brummen.Schles. Provinzial-Blätter, 1873, 238.

In Bezug auf grosse Hitze.


*15. Der hat den Lenz bekommen.

Er ist träge geworden.


*16. Er macht sich einen Lenz (= Scherz).


*17. Ewig kann der Lenz nicht währen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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