Oberst (Adj.)

Oberst (Adj.).


1. Am obersten wird die Hullefrau verbrannt. (Henneberg.)

Unter dem »obersten« ist der Dreikönigstag gemeint, eine Benennung die auch in Süddeutschland gehört wird. Am Dreikönigstage wird nun in Eisfeld alljährlich Frau Holle verbrannt. Alt und Jung zieht nach beendigtem Nachmittagsgottesdienst mit Musik auf den Markt. Man singt ein geistliches Lied und ruft dann einander zu: »Frau Holle wird verbrannt.« Zar Erklärung dieses Volkbrauchs erzählt man, dass die Aebtissin eines ehemaligen dort befindlichen Klosters, weil sie mit dem Teufel Buhlschaft getrieben habe, verbrannt worden sei. Es scheint dies aber nur eine ungeschickte, kirchliche Uebertünchung eines altheidnischen Gebrauchs, zumal niemand von einem jemals in Eisfeld bestandenen Kloster etwas weiss. (Vgl. A. Witzschel, Zur Kunde altheidnischer Gebräuche in Gutzkow's Unterhaltungen am häusl. Herd, II, 88.)


2. Die Obersten ordnen die Niedersten.Graf, 32, 48.

In der mittelalterlichen Ständegliederung standen die Landesherren, die Fürsten, der höhere Adel an der Spitze der Heeresabtheilungen, sie riefen zu den Waffen und führten die geordneten Mannschaften dem Kaiser zu.

Mhd.: Die obersten ordent die nidersten. (Gaupp, 49, 5.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880.
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