Raufen

1. Em mess do rîfen, dô Hôr äs. (S. 3.) (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 993.


2. Es ist bös reuffen, wo kein Haar ist (mit einem Kahlen).Lehmann, II, 129, 162; Petri, II, 257; Körte, 2505; Braun, I, 1024.

»Welcher Mann Buben sieht raufen, mit Wasser soll er sie taufen.« (Liedersaal.) »Gantz bösse zcu rauffen ist, wo kalheyt ader nicht hor ist.« (Werdea, C i.) »Mit dem sich böss zu rauffen ist, dem alles haar auffm haupt gebrist.«

Lat.: Nolo pilos trahere cum toto crine carente. (Loci comm., 92.)

Ung.: Nehéz a' kopasznak üstökéba kapni.


3. Man muss raufen, wo haar sind.Facet.; Wend Unmuth, VI, 167.


4. Man soll reuffen, weil Haare da sind.Petri, III, 9.


5. Mancher rauft den todten Löwen beim Bart, der ihn lebend anzusehen sich nicht getraut.Blum, 350.

Vom Urtheil des kleinen Mannes über den grossen.


6. Wenn du nicht willst (wenn man dich will) raufen, so musst du laufen.


7. Wenn zwei miteinander raufen, magst du die Haare auflesen.Eiselein, 267.

Lat.: Duobus litigantibus tertius gaudet. (Eiselein, 267; Binder II, 885.)


*8. Wenn's raff'n wollt, geht's ins Hoftheata. (München.)

Vor Jahren trat auf dem Hof- und Nationaltheater in München ein französischer Athlet, Namens Jean Dupuis, auf und forderte die altbairischen Recken zum Wettkampfe heraus, bis er endlich von einem Hausknechte, Namens Simmerl, besiegt wurde. Infolge jenes Vorfalls pflegten die über die Entweihung des Musentempels an der Isar sittlich entrüsteten münchener Bierwirthe Rauflustige aus ihrer Schenke mit den Worten zu verweisen: »Wenn's raff'n wollt, geht's in's Hoftheata!« (Wenn Ihr raufen wollt, geht ins Hoftheater!) Seitdem aber die neuliche Scene in Rom mit Bischof Strossmayer bekannt geworden (Sitzung des Concils am 22. März 1870, vgl. Bresl. Zeitung, Nr. 149), heisst es in den münchener Kneipen bei ausbrechenden Händeln: »Wenn's raff'n wollt, geht's ins Konzüll!« (Anzeiger für Landau u.s.w., vom 14. April 1870, Nr. 54.)


[Zusätze und Ergänzungen]

*9 Rauf mich in der Hand.

»Sol ein Christ geben, so muss er zuvor haben. Was nichts hat, das gibt nichts .... Sonst heisst es: Rauf mich in der Hand.« (Luther's Werke, VII, 382b.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1671.
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