Rhabarber

1. Der eine trinkt gern Rhabarber, der andere Sennesblätter.


2. Rhabarber und Geduld wirken viel.Dove, 871.

Das bekannte Recept Friedrich's des Grossen. Der grosse König hatte bei der Musterung in Preussen einem Obersten seine Unzufriedenheit über dessen Regiment mit einiger Empfindlichkeit geäussert, weshalb derselbe unter dem Vorwande, dass er kränklich sei, seine Entlassung erbat, die der König nach einer Entscheidung, datirt Potsdam 10. Juli 1754, nicht ertheilte, vielmehr eigenhändig darunter schrieb: »Mir geht es auch nicht immer, wie ich es gern haben möchte, deswegen muss ich doch König bleiben, Rhabarber und Geduld wirken vortrefflich.« (Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's II., Berlin 1787, X. Samml., S. 32.)


*3. Sie haben sich den Rhabarber zu Gunsten der Sennesblätter gestattet.Lendroy, 1167.

Sie haben sich verabredet, ihre Unwissenheit gegenseitig zu bemänteln. Diese Redensart hat ihre Entstehung in einer komischen französischen Oper. Während eines ganzen Auftritts streiten sich zwei Aerzte über die heilsamsten Gegenmittel gegen gewisse Uebel. Der Streit wird immer ernstlicher. Ein junger ebenso unwissender Richter eilt zur Entscheidung herbei und fällt nun mit der höchsten Richterwürde das Erkenntniss: die zwei Parteien gestatten sich den Rhabarber zu Gunsten der Sennesblätter. Von da die Redensart, um anzuzeigen, dass die Unwissenden stets bereit sind, sich gegenseitig zu vertheidigen und einander in allen Fällen zu helfen suchen.

Frz.: Passez-moi la rhubarbe, je vous passerai le séné. (Bohn I, 45.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1664.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: