Sackpfeife

1. Die Sackpfeife lautet nicht, sie sei denn voll. Fischart, Prakt.


2. Die Sackpfeife sagt zur Orgel: Frau Schwester.

In Strasburg kam einst eine elsasser Bäuerin, die nie eine Orgel gehört hatte, daselbst in die grösste Kirche. Ihr Herz wurde so getroffen, dass sie unwillkürlich ausrief: »O du himmlische Sack-Pfiffe, Gottes Brummer, nimm mich noch in dein Reich!« (Witzfunken, II, 125.)


3. Gib die Sackpfeife in eines Narren Hände, er sprengt sie entzwei.


4. Wenn die sackpfeiffe nicht voll ist, kirret (tönt) sie nicht.Agricola I, 701; Franck, II, 48a; Tappius, 42b; Egenolff, 289b; Gruter, I, 78; Eiselein, 538; Latendorf II, 29; Schottel, 1140a; Gaal, 1332; Winckler, X, 1; Lange, 1739; Sailer, 151; Simrock, 8540; Körte, 5159; Grubb, 79.

Wie die Sackpfeife keine Töne von sich gibt, wenn sie nicht voll ist; so sind manche Menschen auch nur zu gebrauchen, wenn sie etwas voll sind, sie vergessen dann alle ihre Trübsale, und Fröhlichkeit tritt an die Stelle der Klagen.

Frz.: Quand la cornemuse est pleine, on en chante mieux. (Gaal, 1332.)

Holl.: Als de zakpijp niet vol is, zoo schreeuwt zij niet. (Harrebomée, II, 491a.)

Lat.: Hausisti, quot ferre tuus quit pocula venter, Pocula non laedunt Paucula, multa nocent. (Chaos, 208.) – Ursus, nisi satur, non saltat. (Philippi, II, 234.)


5. Wer die Sackpfeife einmal genommen hat, der gibt sie nimmer aus der Hand.

Ein Narr bleibt ein Narr.


*6. Die Sackpfeife halten.

Als Narr handeln. »Der Narr Marsias der verlor, das man jm abzog Haut vnd Hor, hielt doch die Sackpfeiff nach als vor ....« »Narrheit ist so verblendt, ein Narr zu allen Zeiten wendt (wöhnt), er sey witzig, biss die Pfeiff auss dem ermel falt.« (Brandt Nsch., 67, in Kloster, I, 591.)


*7. Eine Sackpfeife berupfen (scheren).Eyering, II, 168; Schottel, 1123b.


*8. Er hat ein geschmirte sackpfeiffen gessen (?).A. von Eyba, Schimpfl. Comedien.


[1824] *9. Er ist wie eine Sackpfeife, welche klinget, wenn man darein bläset.Schuppius.


*10. Seiner Sackpfeifen Hall ist der beste Schall.Henisch, 1164, 49; Schottel, 1112b.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1824-1825.
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