1. Ae Bissel schêf is engelsch. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 1.
2. Ein bischen schief bringt unter die Haube. – Simrock, 8991.
3. Ein bischen schief ist ehrlich. (Berlin.)
4. Ein bischen schief ist Mode. (Berlin.)
5. En beten schêv is linkerst lêv. – Dähnert, 402b.
Aus kleinen Fehlern macht sich die Liebe nichts.
6. En bettchen scheif hett Gott leiw, segt de scheife Wehrhahne. (Hildesheim.) – Hoefer, 1108; Peik, 258.
»'N böäten schêw hät Gott lew, söä de schêwe Schnîder.« (Schlingmann, 1245.)
7. En bietken scheiw dat leiwet. (Westf.)
Leiwen = lieben, auch: beliebt machen, gefallen.
8. Je schewer, je lewer, e grade hefft e jeder. – Frischbier2, 3286; für Holstein: Schütze, IV, 29.
Als Trost für den, der eine schiefe oder bucklige Frau hat.
9. Je schewer, je lewer, naem Gerade kickt jitweder. – Frischbier2, 3286.
10. Je schewer, je lücke, je mehe de Lüd dana kicke. (Jerentowitz.)
11. 'N bäten schêf hett Godt lêw. – Goldschmidt, 114; Firmenich, I, 233, 68; Diermissen, 195; Schambach, II, 318; hochdeutsch bei Simrock, 8909.
In Oldenburg, wo es auf dem Lande wenig oder keine alten Jungfern gibt, finden sogar Verwachsene, wenn sie nur arbeiten können, einen Witwer zum Mann, der dann wol über den Höcker oder das schiefe Bein seiner Erwählten scherzend das obige Sprichwort gebraucht.
12. 'N bäten schêf is vörnehm. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 233, 69.
13. 'N bäten schêw is lîker (dennoch, gleichwol) lêw. (Rügen.) – A. Ruge, Aus früherer Zeit, I; für Strelitz: Firmenich, III, 72, 65; für Mecklenburg: Günther, II, 200, 43.
[160] 14. 'N bêt schêf is engelsch. (Pommern.)
Frischbier2 (Nr. 307) hat es aus Elbing in der Schreibung: »Beit schäf öss englisch.« Das beigefügte Fragezeichen wird hier seine Erledigung finden. Die Redensart wird zwar auch auf Schiefgewachsene, aber vorherrschend dann angewandt, wenn jemand sagt, dass ein Kleidungsstück oder einem Frauenzimmer der Haarscheitel schief sitze. Da heisst es: Laot men, 'n bêt schêf is engelsch.
15. 'N bîtjet schêf swirt up best. – Bueren, 937.
Was im übrigen Deutschland die Kirchweihen oder Kirmsen, sind in Ostfriesland, wo diese gänzlich unbekannt sind, die Jahrmärkte, wo in Wirthshäusern und grossen Buden, in denen Branntwein geschenkt wird (Sudeltelten), getanzt und gezecht wird. Dahin führt nun der Bursche sein Mädchen, das ihm oft ohne ernstliche Heirathsabsicht nur für diese Gelegenheit angehört und seine Marktsbrût, wie im übrigen Deutschland Kirchweihschatz heisst. Eine Marktsbrût auf diese Art zu Tanz führen und tractiren (freihalten) heisst: swiren, an d' Swir wäsen, und wer diesem Vergnügen stark ergeben ist, ist ein Swirbold. Swiren heisst aber auch mit seitwärts überhängendem Leibe in weiten Bogengängen nach links und rechts Schlittschuh laufen, sonst swäjen, butenbêns- lôpen genannt. In dem obigen Sprichwort scheint auf beide Bedeutungen von swiren angespielt zu werden und demgemäss zugleich schêf zweideutig zu sein, wie auch »schräg« und »schief geladen haben«, angetrunken sein heisst. (Vgl. Frommann, IV, 350 u. 360, 29.)
Holl.: Een beetje scheef dat juffert (oder: zwiert) wel. (Harrebomée, I, 367b.)
16. Schêf as vierlanner Bên', seggen de Altonaer. – Hoefer, 13.
17. Schief hat sich auch lief.
18. Schief zu sein wäre mir unerträglich, sagte die buckelige Liese.
Aehnlich russisch Altmann VI, 388.
19. So schéif as de Wéäg na Oaken. – Frommann, 163, 133.
So schief wie der Weg nach Aachen.
20. So schèif as 'ne Bricke1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 183.
1) Ein krummes Holz, an dem Schlachtvieh aufgehängt wird.
21. Wat scheif es, dat leiwet. (Sauerland.)
22. Wenn man auch schief sitzt, man muss doch gerade sprechen. – Schlechta, 60.
23. Wer schief ist, sieht den Buckel im Spiegel nicht.
Die Russen: Wenn die Schiefe nackt vor dem Spiegel steht, übersieht sie ihren Buckel. (Altmann VI, 439.)
*24. Da bist du schief gewickelt.
Du bist im Irrthum, siehst die Sache falsch an.
*25. Damit du nicht schief werdest. (Ostpreuss.)
Bei scherzweisen Backenstreichen rechts und links.
*26. Einen schief ansehen. – Braun, I, 3850.
*27. Er hat schief geladen. (S. ⇒ Oberstübchen 3.) – Masson, 377.
Ist schwer betrunken.
*28. Er sitzt schief zu Pferde.
*29. Es geht schief. – Braun, I, 3850.
*30. He löpt so scheif as ennen Hond van Aerdangen. (Meurs.)
*31. Hei is schèiw wickelt. (Westf.)
*32. Man wird schief angesehen. – Eiselein, 548.
Buchempfehlung
»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«
72 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro