Speckkrieg

* Er hat den Speckkrieg mitgemacht.

»Anno tausend fünfhundert vnd sechzehen war der Speckkrieg wider die von Lothring.« (Frank, Zeytbuch, CCXXXVIb.) »Der Späckkrieg des Herrn Gangolph Gerotscheck wider den Hertzogen von Lotharingen.« (Stumpf, Chronik, I, 92b.) Von E.L. Rochholz ist unter dem Titel Geschichtliche Vulgarnamen schweizerischer [678] Söldnerzüge und Volksaufstände (als besonderer Abdruck aus der Argovia, Aarau 1874, VIII) eine Zusammenstellung der volksthümlichen (Spitz-)Namen erschienen, die man einer Anzahl schweizerischer Kriegszüge beigelegt hat, wozu auch der obige gehört. Ein solcher Zug führt den Namen: Bande vom thörichten Leben (1477); ein anderer Kampf heisst der Bienenzeltenkrieg (1515), der Bohnenkrieg (1574), der Eierkrieg (1606), der Galgenkrieg (1531), der Habermuskrieg (1633), der genfer Heringskrieg (1519), der luzerner Heringskrieg (1570), der Hennenkrieg (1575), der freiämter Heurüpfelzug (6. Dec. 1830), der utznacher Hexenkrieg (1695), der Hirtenhemdlikrieg (1799), der Käferkrieg (1799), der Kuhplappartkrieg (1458), der Leinlakenkrieg (1521), der basler Rapperkrieg (1594), der walliser Ringlikrieg (1678), der Rigglifeldzug (1831), der Scheienbirnenkrieg (1664), der Sechsplappartkrieg (1466), der Speckkrieg (1565), der Stecklikrieg (1802), der Tampiskrieg (1587), der Trinkelstierenkrieg (1550), der Wipoldingerhandel (auch Scheienbirnenkrieg, 1466), der Zwiebelkrieg (1513). Diese Bezeichnungen sind ein schönes Zeugniss von dem gesunden Humor des schweizerisch-deutschen Volksstamms. Zwölf von den fünfundzwanzig Kriegen und Zügen sind ausschliesslich nach Zeitspeisen benannt; nur zwei unter allen benennen die Sache selbst mit dem ihr geschichtlich zukommenden Namen, nämlich Galgen- und Hexenkrieg. Von der unkriegerischen Bewaffnungsart der Aufständischen reden zwei andere, der eine spottend (Stecklikrieg), der andere prahlend (Hirtenhemdlikrieg). Drei weitere sticheln auf die müssiggängerische Reisläuferei, wieder drei andere auf die wegen der Münzverschlechterung entstandenen Unruhen; einer benennt den Ernst eines blutigen Volksaufstandes nach dem viehzüchtenden Sennengewerbe (Trinkelstierenkrieg), einer ihn landwirthschaftlich nach der gleichzeitigen Landplage der Insektenschwärme (Käferkrieg). Die nach Speisenamen benannten Feldzüge sind nicht nur die zahlreichsten, sondern auch die alterthümlichsten; ihr Name entspringt aus der Einrichtung der Heeresfolge selbst. Die Landwehr brauchte nämlich die Heeresfolge nur so weit zu leisten, als die Gemeindeflur reichte, oder der Zeit nach nur so weit, dass die Mannschaft abends wieder zu Hause sein konnte, oder dem Proviant nach so weit, als man mit einem Laib Brot und Käse zehren konnte.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 678-679.
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