Urian

[1496] * Es ist ein Urian.

Man bezeichnet damit einen gemeinen, schlechten Kerl. Claudius gebraucht den Ausdruck häufig, auch Goethe in der Brockenscene. Die Herleitung des Worts von Uurhaan, genitale viri, im Bremer Wb., V, 155 bezeichnet K. Schiller als abenteuerlich. Karl Braun (Westermann's Monatshefte, Nr. 188, S. 138) nennt drei Arten zusammengesetzten Hans, als Prahlhans, Faselhans u.s.w. und Hans Aff, Hans Tapps u.s.w. »Zu diesen beiden Arten«, sagt er, »kommt noch eine dritte; das ist der Jan, von dem ich nur die drei wichtigsten Formen erwähnen will: Dummerjan, Grobian und Urian. Der Urian ist in dem Schluss des Claudius'schen Liedes verewigt: ›Erzähl' er nur weiter, Herr Urian‹«. Im fränkischen Lande, am Rhein und Lahn ist der Urian ein gottloser und raffinirter Mensch, und als Meister Urian ist er sogar der leibhaftige Gottseibeiuns selber. Bei all diesen Worten, wie Urian, Schlendrian, Grobian, Dummerian u.s.w. ist es noch nicht aufgeklärt, ob es ein spottweise latinisirter - iamus oder ein holländischer Jan.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1496.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika