Würfel

1. Auff würffel vnd anderen doppelspiel bedenck, wie sey der gfar so vil; hoffnung, todt, leben, gut vnd habe, mustu ganz gottloss darauff wagen.

Lat.: Sedius taxillis, bene respice quod sit in illis, res tua, spes tua, sors tua, mors tua, pendet in illis. (Loci comm., 3.)


2. Der Würfel ist hier Meister.

Dän.: Terningen er mester. (Prov. dan., 546.)


3. Die besten Würfel fallen nicht immer auf achtzehn Augen.


4. Die Würfel aus der Hand, willst du gewinnen. (S. Karten 20.)

In Apulien heisst es: Viel gewinnt, wer nicht spielt. (Ausland, 1870, S. 425, 8.)


5. Die Würfel liegen.

Bei dem, was ausgemacht, vertragsmässig bestimmt ist, muss es bleiben.

It.: Il dado è tratto. (Biber.)


6. Die Würffel fallen nicht wie man will, ob man schon drein bläst.Lehmann, 597, 67; 827, 18; 850, 6; Sailer, 180.

7. Die Würffel hat man in der Hand, aber die Augen fallen drumb nicht, wie man wil. Dietrich, Weisheit, I, 997.


8. Diör Wiörpel, Kaat (Karte) un Kann wedd (wird) mancher tom armen Mann. (Münster.) – Firmenich, I, 298, 39; Frommann, VI, 426, 40.

Holl.: Teerlingen, vrouwen en kannen, deze drie dingen onteeren de mannen. (Harrebomée, II, 327a.)

Schwed.: Kort och tärning är owiss bärgning. (Grubb, 426.)


9. Durch Würffel, Wein und Bulerey kombt mancher in gross Armuthey.

Lat.: Dives eram dudum, secerunt me tria nudum: Alea, vina, venus, tribus his sum factus egenus. (Chaos, 494.)


[459] 10. Ein Würfel hindert den andern nicht.

Das Gleichartige verträgt sich.

Böhm.: Kostka kostce nepřekáží (kostky nehyndruje). (Čelakovsky, 38.)


11. Es verliert die Würfel, wer im Finstern doppelt.Körte, 7033.


12. Man muss dem Würffel helffen, dass er sechs Zink gibt.Lehmann, 726, 45.


13. Viele können dem Würffel helffen, dass er tragen muss, was sie wollen.Petri, II, 573.


14. Was der Würfel gewonnen, ist bald zerronnen.

Lat.: Tesseris (tesselle) est fenus mercis inane genus. (Reuterdahl, 1010.)

Schwed.: Tuerningh aer waerningh. (Reuterdahl, 1010.)


15. Wenn der Würfel am besten gefallen ist, muss man ihn liegen lassen.

D.h. man muss das Spiel abbrechen, ihm den Rücken kehren.

Böhm.: Když ti nejlíp kostka padá, tehdy honem obrat' záda. (Čelakovsky, 142.)

Krain.: Kadar narbolj igra teče, ji oberni hitro pleče. (Čelakovsky, 142.)

Kroat.: Kada najbolje igra teče, oberni joj hitro pleće. (Čelakovsky, 142.)


16. Wer das Fallen der Würfel und den Preis des Korns wüsste, der würde bald reich sein.

Frz.: Qui sçauroit la chance des dés, la vente et la valeur des blés, il seroit bientôt riche assés. (Kritzinger, 119b.)

17. Wer kann wissen, wie der Würfel fällt.

Dän.: Hvo veed hvor terningen vil løbe. (Prov. dan., 546.)


18. Wer Würfel nimmt in die Hand, gibt dem Teufel sich zu Pfand.

Frz.: Celui qui est adonné aux dez, la diable le tire par le nez. (Bohn I, 9.)


19. Wie der Würfel auch fällt, mein Weg bleibt immer gerade.

Wahlspruch des im December 1814 zu Wien gestorbenen Prinzen von Ligne.

Lat.: Quo res cunque cadunt semper stat linea recta. (Binder II, 2862.)


20. Würfel, Weiber und Federspiel haben der Treue selten viel.Simrock, 11932.


21. Würfel, Wein und Venusspiel sind schuld, dass ich nicht b'halte viel.

Lat.: Dives eram dudum, fecerunt me tria nudum: alea, vina, venus; tribus his sum factus egenus. (Binder I, 351; II, 820; Neander, 277.)


22. Würffel, glück (Karte) vnd federspil verkeren sich, wer es glauben vnd mercken wil. Franck, II, 179b; Gruter, I, 87; III, 117; Henisch, 1666, 19.

23. Würffel vnd karten allerhand gehören nicht in den geistlichen stand.

Lat.: Ludere cum talis, non est res spiritualis. (Loci comm., 4.)


*24. Der Würfel ist anders gefallen, als erwartet wurde.

Böhm.: Kostka mu jináč sedla. (Čelakovsky, 524.)


*25. Die Würfel langsam ausknüpfen.

Etwas bemänteln, süss eingeben, schonend einbringen.


*26. Die Würfel sind gefallen (liegen).Eiselein, 652.

Der Vorsatz ist gefasst, die Sache ist entschieden.

Holl.: De teerling is geworpen. (Harrebomée, II, 327a.)

Lat.: Audebo talum jacere. – Esto jacta haec alea. (Eiselein, 651.) – Jacta est alea. (Bovill, I, 74; Faselius, 442; Eiselein, 652; Philippi, I, 184; Wiegand, 604.)


*27. Einem in die Würffel greiffen.Fischer, Psalter, 54b; Regentenbuch, XXXIIb.


*28. Er hat gute Würfel, die stets zwölf werfen. Luther's Tischr., 436a.


*29. Er kann dem Würffel helfen, das er tragen muss, was er will.Mathesy, I, 23b.


*30. Er weiss mit Würfeln umzugehen.

Sie so zu werfen, dass sie ihm zu Gunsten fallen.

Böhm.: Umí cábou točiti. (Čelakovsky, 531.)


*31. Er will mit drei Würfeln neunzehn Augen werfen.

Von überspannten Ansprüchen, Bestrebungen, Erwartungen, Maasslosigkeiten aller Art.


*32. Kaum eines Würffels werth.Hans Sachs, IV, CXI, 1.


*33. Seine Würfel geben allweg Zink drei. (S. Brauchen 20.) – Körte, 7033.


[Zusätze und Ergänzungen]

34. Der die Würffel erfunden, hat sechs Galgen verdient: den ersten für sich, den andern für seine Spielgesellen, den dritten für den Zuseher, den vierten für den, so den Spielplatz hält, den fünften für den, so das spielen erstlich lehret und den sechsten für die Herrschaft, welche das Spielen nicht verbietet.Harssdörffer, 2343.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 459-461,1819.
Lizenz:
Faksimiles:
459 | 460 | 461 | 1819
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich

Deutsche Lieder aus der Schweiz

Deutsche Lieder aus der Schweiz

»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon