Winterkönig

[274] * Es ist ein Winterkönig.

Um jemand zu bezeichnen, der sich nur einer kurzen, bald vorübergehenden Herrschaft u.s.w. erfreut. Spottweis wurde Friedrich V. von der Pfalz so genannt, den die aufständischen Böhmen am 28. August 1619 zu ihrem König wählten und der auf Anrathen seiner Gemahlin Elisabeth, einer Tochter Jakob's I. von England, die Krone annahm, nachdem er aber am 8. November 1620 die Schlacht am Weissen Berge bei Prag verloren hatte, nicht nur seine böhmische Krone, sondern auch seine Erblande verlor und im Exil herumirren musste, bis er 1632 starb. Gerade den Winter 1619-20 ist er König von Böhmen gewesen. Die von Harrebomée, II, 474b angeführten Erklärungen zu: »Het is een winterkoning« sind wenigstens für Deutschland nicht zutreffend. Sprenger van Eijk will unter einem Winterkönig einen kranken Menschen vorstanden wissen. Harrebomée bestreitet dies und meint, »ein Winterkönig müsse gerade ein kerngesunder Mensch sein, der dem Winter zu trotzen wisse«. Der Ausdruck hat aber mit Gesundheit und Krankheit gar nichts zu thun, er ist geschichtlich und bezeichnet eine Zeitdauer.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 274.
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