Krone

1. An der Krone erkennt man den Kaiser.Bertram, 54.


2. Die Krone einer guten Gesinnung ist Demuth.Burckhardt, 170.


3. Ein Kron durch alle Welt mehr denn ein Batzen geld.Henisch, 199, 38; Petri, II, 210.

Eine Krone (Münze) gilt überall mehr als ein Batzen.


4. Eine Krone ist wol gut, aber sie drückt mehr als ein Hut.

Ein morgenländisches Sprichwort sagt: Die Krone drückt schwer, und unter dem Diadem fliessen oft in einer Nacht mehr Thränen, als dasselbe Perlen zählt.


5. Es hilfft kein kron fürs hauptwehe. (S. Koller und Panzer.) – Franck, II, 85a; Sailer, 246; Eiselein, 397; Frost, 147.

Von den Leiden der Grossen.

It.: Dolor di capo non toglie la corona reale. (Bohn I, 93.)


6. Es ist keine Krone im Himmel, die der Teufel nicht geschmiedet hätte.Parömiakon, 894.

»Es bringt uns dieser abgesagte Feind wider Willen Nutzen. Jener Herr klagt, dass er den Fuss gebrochen, weil ihn der Teufel vom Pferde geworfen; aber es ist dies ein Uebel, aus dem viel Gutes erwächst.«


7. Es ist keine Krone so schön, es wird ein Kreuz dabei stehn.

Holl.: Daar is geene kroon, of daar staat een kruisje op. (Harrebomée, I, 417b.)


8. Keine Krone hilft vor Kopfweh und keine Rüstung wider des Todes Pfeil.Mayer, II, 158; Simrock, 5984; Braun, I, 2027; Körte, 3569; Frost, 147.

Holl.: Geene kroon heelt hoofdpijn. (Harrebomée, I, 448b; Bohn I, 318.)

Lat.: Non liberat diadema capitis dolore. (Binder II, 2185; Eiselein, 397.)


9. Keine schönere Krone als die der Demuth.

Die Krone der Lehre ist Weisheit, die Krone der WeisheitDemuth, die Krone der DemuthGlaube, die Krone des GlaubensTugend.


10. Mit Kronen und Dukaten geht alles von statten.Parömiakon, 2554.


11. Wer die Krone tragen soll, trägt den Bettelsack nicht lange.

Der grosse Ximenes z.B. musste, da er noch Mönch war, mit dem Bettelsack umherziehen, verstand sich aber auf die Kunst zu betteln so schlecht, dass er nach der Mühe eines ganzen Tags oft nicht ein Stück Brot aufzuweisen hatte. »Lasst mich machen«, sagte sein Kamerad, »ich sehe wol, dass wir alle noch Hungers sterben, wenn ihr länger den Sack tragen wollt.« Dieser zum Betteln unfähige Kopf wurde der grösste Minister, den Spanien in vielen Jahrhunderten gehabt; alle seine Handlungen trugen das Gepräge eines grossen Geistes.


12. Wer eine Krone gewinnen kann (will), darf einen Pfennig (Groschen) wagen.

Holl.: Die met kroonen winnen, en stuivers wagen, die zijn bevrijd voor harde slagen. (Harrebomée, I, 452a.)


13. Willst du zur Krone, so trage das Kreuz.


*14. Dat tüt em in de Krone.Dähnert, 256b.

Das verdriesst ihn.


*15. Dem fällt keine Krone vom Kopfe.

Holl.: De kroon is ons van het hoofd gevallen. (Harrebomée, I, 451b.)


*16. Di werd' (würde) uch de Krîn (Krone) versoffen (verspillen), won e Kiser wêr. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 65.


*17. Einem die Krone rauben.

Holl.: Hij neemt hem de kroon van het hoofd. (Harrebomée, I, 452a.)


*18. Einem in die Krone scheissen.


*19. Er hat eine Krone.Wurzbach III, 152.

Eine schmückende Bezeichnung für Rausch. Wurzbach bemerkt hierzu: »Die Krone ist hier nichts anderes als der geschichtlich bekannte Kranz von Rosen, den die Römer bei Trinkgelagen sich aufs Haupt setzten, um gegen die Wirkungen des Weins geschützt zu sein und dessen Gott, den edeln Bacchus, zu ehren. Im Laufe der Zeit bildete sich daraus ein kronenartiger Schmuck. Die Krone deutete nun wol erst an, dass man trinken wolle; da es aber in der Regel dabei zum Rausch kam, so legte man in die Redensart den Begriff des fertigen, nicht blos versuchten Rausches


[1637] *20. Er weiss, wie viel die Kronen wiegen.Simplic. (Nürnberg 1684), I, Vorr.


*21. Etwas in der Krone haben. – Braun, I, 2028.


*22. Ihm ist die Krone gebrochen.Frischbier2, 2203.

Er ist zornig, man ist ihm zu nahe getreten.


*23. Jemand an die Krone greifen.Lohrengel, II, 351.


*24. Unter der Krone hat er eine Narrenkappe.

Verbirgt die Schalkheit unter ehrbarem Amtsernst.


*25. Weder Krone noch Thron haben.Parömiakon, 148.


[Zusätze und Ergänzungen]

26. Einer Kron' entsagen, ist oft mehr als eine Krone tragen.

Lat.: Habere regnum casus est, virtus dare. (Philippi, I, 172.)


27. Es hängt keine Krone so hoch, der muthige Springer erreicht sie doch.Schlesische Zeitung, 1872, Nr. 88.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Weiße, Christian Felix

Atreus und Thyest. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Atreus und Thyest. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Die Brüder Atreus und Thyest töten ihren Halbbruder Chrysippos und lassen im Streit um den Thron von Mykene keine Intrige aus. Weißes Trauerspiel aus der griechischen Mythologie ist 1765 neben der Tragödie »Die Befreiung von Theben« das erste deutschsprachige Drama in fünfhebigen Jamben.

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon