Pfeil

1. Alle Pfeile treffen nicht.Gaal, 1242.


2. Besser der Pfeil Jonathan's als der Kuss Joab's.Winckler, XVII, 77.


3. Besser mit einem schlaffen Pfeile geschossen, als zu scharf gespannt.


4. Der abgedrückte Pfeil kehrt nicht wieder.

Lat.: Nescit vox missa reverti. (Horaz.) (Philippi, II, 20.)


5. Der die Pfeile findet und der sie verschiesst, ist einer so gut als der andere.


6. Der eine findet die Pfeile, der andere verschiesst sie.Eiselein, 509; Braun, I, 3250.


7. Der Pfeil fiedert auch das Meischen wol. Körte, 4733.


[1262] 8. Der Pfeil prallt oft auf den Schützen zurück.

Das rohe Wort trifft den Urheber, sagen die Osmanen. (Schlechta, 215.) Die Russen: Der Pfeil krümmt sich nicht, wenn der Zobel getroffen ist, aber der Zobel krümmt sich. (Altmann VI, 417.)

Lat.: Saepe in magistrum scelera redierunt sua. (Seneca.) (Binder I, 1575; II, 2992; Seybold, 534.) – Saepe intereunt aliis meditantes necem. (Phädrus.) (Binder II, 2993.)


9. Die Pfeil verwunden nicht so sehr, die man gesehen hat vorher.Zeiler, Handbuch, I, 455.

»Die pfeyl, so man sicht fliegen har, bringen dass wenige gefahr.«

Lat.: Tela nocent leuius, uisa uolare prius. (Loci comm., 193.)


10. Die Pfeile der Noth treffen sicher.


11. Ein abgeschossener Pfeil und ein gesprochen Wort kehren nicht zurück an ihren Ort.

Holl.: Een afgeschoten pijl en een gesproken woord zijn niet te herroepen. (Harrebomée, II, 182a.)


12. Ein goldener Pfeil trifft am sichersten.

Die Russen: Schiesse mit goldenem Pfeil, so triffst du das Ziel. (Altmann VI, 417 u. 465.)


13. Ein nasser Pfeil krümmt sich wie ein Bogen.


14. Ein Pfeil, der nicht trifft, ist umsonst verschossen.

Die Russen: Ein Pfeil, der nicht ans Ziel dringt, gilt für unabgeschossen. (Altmann VI, 434.)

15. Ein Pfeil, der treffen soll, trifft.

Die Türken: Ist der Pfeil der Nothwendigkeit (Fatalität) abgedrückt, so hilft kein Schild der Klugheit dagegen.


16. Ein Pfeil gehet auch wol durch einen Harnisch.Petri, II, 218; Simrock, 7811; Körte, 4735; Braun, I, 3247.

Bei Tunnicius (89, 1086): Ein pyl geit ôk wol dorch dat harniesch. (Et penetrant durum celeres thoraca sagittae.)


17. Ein Pfeil ist bald verschossen.

Holl.: Het ig goed, twee pijlen tot zijnen boog te hebben. (Harrebomée, II, 182a.)


18. Ein Pfeil mit vergoldeter Spitze trifft sicher.

Die Russen: Mit einem silbernen Pfeile trifft man wol einen goldenen Hirsch. – Eine silberne Lanze fliegt Werste weit. – Wer mit goldener Lanze kämpft, erficht den Sieg. (Altmann VI, 494 u. 510.)


19. Ein Pfeil trifft nicht zwei Vögel zugleich. Schlechta, 141.


20. Ein scharfer Pfeil geht auch durch Pfundleder.


21. Ein vorgesehener Pfeil fliegt langsam. Winckler, XII, 23.


22. Einem Pfeil, den man kommen sieht, kann man ausweichen.

Böhm.: Předvídaná střela ménĕ škodí. (Čelakovský, 158.)


23. Es gehen viel Pfeile auf Ein Ziel.


24. Es verschiesst mancher seine Pfeile umsonst.

Die Aegypter sagen z.B.: Der verschiesst seine Pfeile umsonst, der sie gen Himmel richtet, um Allah's Haupt zu treffen. Oder in Arabien: Schiesse deine Pfeile nicht nach dem Himmel, denn das Haupt Allah's erreichst du nie.


25. Hast du Pfeile, so habe ich Lanzen.Winckler, XVI, 38.


26. Hastu nicht Pfeil im Köcher, so misch dich nicht vnter die Schützen.Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 16; Petri, II, 373; Gaal, 978; Sailer, 269; Simrock, 7809; Körte, 4734; Braun, II, 3246.

Frz.: Qui ne sait danser, ne doit aller au bal. (Masson, 319.)


27. Ist auch der Pfeil aus der Wunde, so bleibt doch der Schmerz.

28. Ist der Pfeil vom Bogen, so halt ihn auf, wer kann.Spindler, Jude, III, 117.


29. Man muss nicht alle Pfeile zumal verschiessen.Eiselein, 509; Simrock, 7812.

Holl.: Men moet niet al zijne pijlen verschieten. (Harrebomée, II, 182a.)


30. Man muss nicht mit einem gläsernen Pfeile nach einem gemalten Hirsche schiessen. (Aegypt.)


31. Man muss offt ein pfeil nach dem bolzen schiessen.Franck, II, 68a; Tappius, 80b; Petri, II, 462; Eyering, III, 202; Henisch, 451, 18; Gruter, I, 57; Braun, I, 3249.

Holl.: Men moet den pijl die schieten nae den bolt. (Tunn., 19, 4.)

[1263] Lat.: Futurum ut iterum periclitanti, felicius aliquando cadat. – Post pilum pila mittantur non sine causa. (Fallersleben, 528.) – Saepius sagittando scopus attingitur. – Semper tibi pendeat hamus. – Si crebro jacias, aliud alias ieceris. (Henisch, 451, 19.)


32. Man muss seine Pfeile nicht umsonst verschiessen.

Frz.: Ne lance pas une flèche que tu ne puisses retrouver. (Cahier, 2295.)


33. Mein Pfeil hat auch einen Stachel an der Spitze.

Auch ich habe Kräfte, ich kann auch gefährlich werden.


34. Nicht alle Pfeile treffen.

»Nit jeder Pfeil das Schwarze findt, der offtmal schiesst, das Letzt gewinnt.« (Chaos, 457.)

Lat.: Non semper feriet, quodcunque minabitur arcus.


35. Nicht jeder Pfeil das schwartze fint, der offtmal schiest, zuletzt gewint.Zinkgref, IV, 338.


36. Pfeile, die man fliegen sieht, schaden wenig.


37. Pfeile lieben Eile.

Die Perser: Schnell ist der Pfeil, schneller die Rache, am schnellsten die Reue. (Spindler, Jude, IV, 61.)


38. 'S flüügt kei Pfîl so höch, 'r chunt wid'r aba. (Bern.) – Zyro, 63.


39. Vor zerbrochenen Pfeilen erschrickt kein Feind.


40. Vorgesehene(n) Pfeile(n) schaden wenig (oder: kann man ausweichen).Eiselein, 905; Simrock, 7810; Braun, I, 3248.

»Ein Pfeil, den man fürsehen hat, derselb gar dik fast wenig schadt.« (Brandt.)


41. Was nützt der gute Pfeil, wenn der Bogen zerbrochen ist.

Die Russen: Einen guten Pfeil auf einen zerbrochenen Bogen legen. (Altmann VI, 517.)


42. Wenn der erste Pfeil nicht trifft, so schiesse den zweiten.


43. Wenn der Pfeil ins Schwarze treffen soll, muss man nicht ins Blaue schiessen.

»Tapfrer Mann, lass dich nicht äffen, Windmühlflügel sind nicht Riesen; soll der Pfeil ins Schwarze treffen, musst du nicht ins Blaue schiessen.«


44. Wenn der Pfeil nicht gewetzt wird, so stumpft er sich ab.


45. Wenn der Pfeil stumpf ist, was hilft der straffe Bogen!


46. Wenn der Pfeil zu sehr befiedert wird, so fasst ihn der Wind um so leichter.

Sodass er sein Ziel nicht erreicht.

47. Wenn die Pfeile nicht zusammen im Bund stecken, so sind sie bald zerbrochen.Petri, II, 645.


48. Wenn du einen Pfeil auf deinen Pfeil schiessest, so sieh, dass er dich nicht trifft.


49. Wenn man einen Pfeil ins Hertz scheust vnd jhn gleich wieder herauss zeucht, so bleibt doch die Wunde.Petri, II, 664.


50. Wer keine Pfeile hat, muss nicht unter die Schützen gehen.

Holl.: Hebt gij geen pijlen, die je schiet, zoo meng u met de schutters niet. (Harrebomée, II, 182a.)


51. Wo Pfeile fliegen, bleibt niemand gern liegen.

Jeder stellt sich gern sicher und ausser Gefahr, einen Pfeilwurf davon.


*52. Das ist ein (kein) Pfeil aus seinem Köcher.

Holl.: Dat komt uit zijn' koker. – Die pijl is uit uwen pijlkoker niet gekomen. (Harrebomée, I, 429b.)


*53. Die pfeil scheusst er nit aus seim köcher. Franck, II, 86b.


*54. Einem den Pfeil fiedern.Eiselein, 509.


*55. Einen Pfeil nach dem andern senden.

Span.: Echar un virote tras otro. (Bohn I, 215.)


*56. Er hat ihm die Pfeile gefiedert, und er hat sie nun verschossen.

Damit die Pfeile geschwinder fliegen, und sicherer treffen, versieht man sie am Ende mit Federn.


*57. Er hat mehr Pfeile in seinem Köcher.

Holl.: Hij heeft meer pijlen in zijn' koker. (Harrebomée, II, 182a.)


*58. Er hat seine Pfeile verschossen.

Er ist entkräftet, weiss nichts mehr zu sagen.

Frz.: Il est au bout de son latin, de son rôlet.


*59. Er steckt sein Pfeil in frembde Köcher. Waldis, IV, 16.


[1264] *60. Er weise nicht, woraus er Pfeile machen soll.Eiselein, 509.


*61. Héi kann üm de Péiler hoggen (hauen). (Soest.)

Von einem Geistlichen.


*62. Ich habe Pfeile von demselben Holze.

Frz.: Fais de tel bois que tu as flèche. (Leroux, I, 40.)


*63. Keinen Pfeil bei jemand aufbringen können.

»Kein Pfeil bey jr auffbringen kund.« (H. Sachs, IV, CII, 2.) »Ich kan warlich nach mein gedingen kein Pfeil bey der Frawen auffbringen.« (H. Sachs, III, LIII, 2.)


*64. Mit andern Pfeilen gedrolt kommen.Luther's Tischr., 149b.

Mit andern Worten auftreten, andern Waffen hervorkommen.


*65. Mit den Pfeilen im Leibe davongehen.


*66. Seine besten Pfeile sind verschossen.

Seine stärksten Gründe hat er angeführt, seine besten Thaten sind geschehen, das Meiste, die Hauptsache hat er gethan.

Frz.: Les plus grands coups sont rués. (Lendroy, 1334.)


*67. Seine Pfeile beschlagen.

»Unbeschlagne Pfeile schoss Amor sonst auf Mädchen los; selten trifft in unsern Tagen einer, ist er nicht mit Gold beschlagen.« (Witzfunken, IVa, 84.)


*68. Wie ein Pfeil fleucht.Waldis, I, 36, 20.


*69. Zwei Pfeile zugleich abschiessen.Altmann VI, 512.


[Zusätze und Ergänzungen]

70. Man kann den Pfeil zwar aus der Wunde kriegen, doch bleibt der Schmerz im Herzen liegen.Pers. Rosenthal, 162.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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