Krone, die

[1794] Die Krone, plur. die -n, Diminut. das Krönchen, Oberd. Krönlein.

1. Ein Kreis, eine kreisförmige Fläche, ein kreisförmiges Ding; doch nur noch in einigen Fällen. So wird der Hof um den Mond oder die Sonne auch zuweilen die Krone genannt. S. Hof. In der Geometrie ist es eine Figur, welche von den Peripherien zweyer Zirkel eingeschlossen wird, welche Einen Mittelpunct, aber zweyerley Radios haben. An den Pferden heißt der Ring oder Kranz von Haaren gleich über dem Hufe die Krone, bey andern aber der Saum, ingleichen der Preis. Im Oberdeutschen ist auch der Rosenkranz unter dem Nahmen der Krone bekannt.

2. In engerer Bedeutung, der obere hervor stehende runde Rand eines Dinges; gleichfalls nur in einigen Fällen. In der Baukunst ist das Krönchen oder Krönlein eine Art eines Kranzes, welcher einen halben Pfeiler oben zur Zierde bedecket. Das obere Gesimse an einer Buchdruckerpresse heißt die Krone, und im Franz. le Chapeau. Im Festungsbaue ist die Krone der oberste Rand der Brustwehre. Auch der oberste Theil eines Bienenstockes führet diesen Nahmen. Der obere aus mehr als zwey Zacken bestehende Theil eines Dinges wird in manchen Fällen gleichfalls eine Krone genannt. Die obersten Enden eines Hirschgeweihes, wenn sie aus mehr als zwey Zacken bestehen, heißen Kronen, zum Unterschiede von den Gabeln, welche nur zwey Enden haben; S. Krongehörn, Kronhirsch. Im Forstwesen sind die Gipfel des Schwarzholzes unter diesem Nahmen bekannt, da denn dieses Wort auch figürlich für Jahr gebraucht wird. Der Schlag steht in der dritten, vierten, zehnten Krone, wenn er so viele Jahre alt ist.

3. In noch engerer Bedeutung hat eine Art der Hauptzierden schon von den ältesten Zeiten an den Nahmen der Krone geführet.

1) In der weitesten Bedeutung war die Krone ursprünglich eine Art der Binde, noch mehr aber ein Kranz, welcher von verschiedenen Personen bey verschiedenen Gelegenheiten getragen wurde, alle Mahl aber ein Zeichen des Vorzuges, der Ehre und der Würde war.

(a) Eigentlich. Die Götter der Alten wurden mit Kronen oder vielmehr mit Kränzen von allerley Bäumen und Gewächsen abgebildet. Man krönete oder bekränzete das Opfervieh, die Altäre, die Gefäße u.s.f. Die Priester trugen eine Krone oder einen Kranz, wenn sie opferten, und vermuthlich stammet daher die Krone der heutigen Katholischen Geistlichen, welche in einem Ringe von abgestutzten Haaren um die Platte bestehet, und im mittlern Lat. Corona clericalis genannt wird. Personen, welche in allerley Wettspielen den Preis davon trugen, bekamen eine Krone oder einen Kranz von Kräutern oder Baumzweigen, welche nach der Beschaffenheit der Spiele verschieden waren; daher in der Deutschen Bibel die Seligkeit als die Belohnung der geistlichen Ritterschaft so oft eine Krone genannt wird. Da wir für diese ringförmigen Zierden aus dem Gewächsreiche das Wort Kranz haben, so sollte man es in diesem Falle niemahls mit dem Worte Krone verwechseln, sondern diesem die folgende vorzügliche Bedeutung allein lassen. So[1794] wollte ichs auf meine Achsel nehmen und mir wie eine Krone umbinden, Hiob 31, 36; und mir wie Ehrenkränze umbinden, Michael.

(b) Figürlich. (α) Dasjenige, was einer Person zur vorzüglichen Ehre gereicht. Ein fleißig Weib ist eine Krone ihres Mannes, Sprichw. 12, 4. Graue Haare sind eine Krone der Ehren, Kap. 16, 31. Sey mir gegrüßt, Augusta, meine Krone, Raml. (β) Das vorzüglichste unter mehrern seiner Art, besonders so fern dadurch der ganzen Art Ehre zuwächset. Adrast ist die Krone aller gelehrten Männer, Iris die Krone aller tugendhaften Frauen, Sonnenf.

2) Im engsten und vorzüglichsten Verstande ist die Krone ein Ehrenzeichen der höchsten Häupter der Erde.

(a) Eigentlich, wo sie gemeiniglich aus Gold verfertiget wird, und zunächst aus einem breiten Reife bestehet, dessen oberer Rand bey Königen anstatt der ehemahligen Zacken mit Blättern versehen ist, über welche sich bey der kaiserlichen Krone noch runde Bügel befinden, welche die Krone oben schließen. Die päpstliche Krone ist dreyfach. Churfürsten, Herzoge und Fürsten haben statt der Krone einen auf besondere Art geformten Hut. In der Wapenkunst hat man zwar auch Grafenkronen, Ritterkronen, adelige Kronen u.s.f. welche oft aus einem bloßen Reife bestehen, aber außer dem Wapenschilde in keinem weitern Gebrauche sind.

(b) Figürlich. (α) Die kaiserliche oder königliche Würde und die damit verbundene Macht und Herrschaft. Zur Krone gelangen. Die Krone erlangen. Die Krone verlieren. Wo es im engsten und gewöhnlichsten Verstande die königliche Würde und Macht bedeutet.

(β) Der von einem mit der königlichen Würde bekleideten Fürsten vorgestellte Staatskörper, das Königreich. Die Güter sind der Krone anheim gefallen. Die Krone Spanien, die Krone Frankreich, die Krone England, die Krone Pohlen, d.i. das Königreich. Beyde Kronen sind uneinig geworden, beyde Königreiche.

(γ) Eine alte und noch jetzt hin und wieder übliche Art Gold- und Silbermünzen, welche schon im dreyzehnten Jahrhunderte vorkommt, im mittlern Lat. Coronatus; ohne Zweifel wegen des darauf geprägten gekrönten Brustbildes des Münzherren. Man hat Goldkronen, Silberkronen, Sonnenkronen, Pistolet-Kronen u.s.f. In Bern ist die Krone eine Rechnungsmünze, welche 25 Batzen oder 23 Groschen Conventions-Geld gilt. Eine Holländische Krone gilt jetzt 1 Rthlr. 2 Gr. und eine Engländische, Crown, 1 Rthlr. 12 Gr. den Louisdor zu 5 Thlr. gerechnet. In Dänemark hat man halbe, ganze und doppelte Kronen von seinem Silber zu 2, 4 und 8 Mark Dänisch, welche 1 Mark 1 Schilling, 2 Mark 2 Schilling, und 4 Mark 4 Schilling Lübsch gelten, und wo eine ganze Krone 18 Gr. 8 Pf. Conventions-Geld gilt. Von den ältern Münzen dieser Art kann Frisch bey dem Worte Crone nachgesehen werden.

(δ) Der Kopf selbst, derjenige Theil, auf welchem die Kronen oder Kränze getragen werden; doch nur in einigen im gemeinen Leben üblichen R.A. Ich weiß nicht, was er in der Krone hat, d.i. was ihm fehlet, was ihn so verdrießlich macht. Er hat was in der Krone, er hat einen Rausch. Im Schwed. gleichfalls Krona. Im Wallis. heißt der Scheitel Coryn, im Engl. Crown of the head, im Span. Corona de la Cabeça. Daher es auch in der Bedeutung des Kopfes oder Scheitels ein Überbleibsel der ältesten Bedeutung des obersten Theiles einer Sache seyn kann.[1795]

Anm. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Deutschen dieses Wort aus dem Lat. Corona entlehnet haben, daher es bey dem Ottfried auch noch Corona, bey dem Willeram aber Corono lautet. Kero gebraucht dafür Era, Ehre, und der Angelsachse Cynchelm, Königshelm. Aber es um deßwillen noch mit einem C zu schreiben, ist unnöthig, weil dieses Wort schon seit so langen Zeiten das Bürgerrecht erhalten hat. Über dieß gehöret es zu dem Geschlechte der Wörter Kranz und rund, und druckt zunächst den Begriff der Ründe aus, ohne doch den damit nahe verwandten Begriff der Hervorragung und des Obertheiles auszuschließen. Im Wallis. ist crwnn, cren, und im Irländ. cruin, noch jetzt rund. Im Hebr. bedeutet קרו so wohl ein Horn, als einen Kranz und eine Krone.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1794-1796.
Lizenz:
Faksimiles:
1794 | 1795 | 1796
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon