Zukunftsmusik

* Das ist Zukunftsmusik.

Wir gebrauchen den Ausdruck zunächst, um die Richtung des Tondichters Richard Wagner und seiner Anhänger zu bezeichnen. Entlehnt ist er von seinen Tonschöpfungen, die wegen ihres von der bisherigen Musik abweichenden Charakters als Zukunftsmusik bezeichnet werden. Veranlassung dazu hat eine Flugschrift desselben unter dem Titel gegeben: Das Kunstwerk der Zukunft. Das Wort wurde zuerst vom verstorbenen Professor Bischof in Köln, Redacteur der Niederrheinischen Musikzeitung, einem heftigen Gegner Wagner's, in dem Sinne gebraucht, dass dessen Musik keine Musik für die Ohren der Gegenwart sei. Im Verlaufe des [628] Streites nahmen die Schüler Wagner's dies Spottwort an; und später that dies Wagner selbst in seiner 1861 in Leipzig erschienenen Schrift: Zukunftsmusik, Brief an einen französischen Freund. (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., S. 107.) Die Redensart wird jetzt viel allgemeiner angewandt, um auszudrücken, dass irgendetwas sich jetzt nicht, sondern erst in einer fernen Zukunft erfüllen werde. – »Die Solidarität der Arbeit«, sagt A., »ist das Motto unserer Zeit.« – »Das ist politische Zukunftsmusik«, antwortete B. (Vereinigte Staatenzeitung, Philadelphia 1876, Nr. 1.) – »Für diesen Antrag könnte ich mich jetzt noch nicht entscheiden, das wäre reine Zukunftsmusik.« (Schlesische Presse, 1873, Nr. 127, im Bericht über den volkswirthschaftlichen Congress zu Wien.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 628-629.
Lizenz:
Faksimiles:
628 | 629
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika