Anreitzen

[348] Anreitzen, verb. reg. act. zu etwas reitzen, zu einem starken Grade der Thätigkeit bestimmen. Eines Begierde anreitzen. Einen durch sein Beyspiel zur Tugend anreitzen. Besonders zum Bösen reitzen. Einen zum Aufruhre, zum Zorne anreitzen. Daher die Anreitzung, so wohl von der Handlung des Anreitzens, als auch von derjenigen Sache, welche zur Reitzung dienet.

[348] Anm. Anregen, anmahnen, anreitzen, anspornen, antreiben, sind bloß nach dem Grade der Stärke der gebrauchten Bewegungsgründe verschieden. Die gemeinen Mundarten haben eine Menge anderer Wörter, die Bewegung zu einer Handlung nach allen Schattirungen der Stärke und Schwäche auszudrücken. Zum Beyspiele mögen das Nieders. schüren, anschüren, purren, anpurren, puttern, anputtern, proien, anproien, anspuden, antobbern, anharden, und das Oberdeutsche anstören, anstirlen, stupfen, weigeln, fretten, anschirgen, und das bey beyden übliche schunden, schünden, und anschünden dienen, von welchem alten Worte Schilters Gloss. v. Scundan, und Ihre Gloss. v. Skynda und Tillskyndan nachgesehen werden können.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 348-349.
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