Brot, das

[1205] Das Brot, des -es, plur. die -e. 1) Eine aus Mehl und Wasser gebackene gemeine Nahrung der Europäer, ohne Plural.

1) Eigentlich und in engerer Bedeutung, diese Nahrung so fern sie aus andern Getreidearten als dem Weitzen zubereitet wird, im Gegensatze der Semmeln und Kuchen. Gesäuertes Brot, ungesäuertes Brot. Neugebackenes, frisches Brot. Altgebackenes, altes Brot. Schwarzes, grobes Brot, das aus groben Mehle gebacken wird; weißes, feines Brot, wozu feines weißes Mehl kommt. Bäckerbrot, im gemeinen Leben Bäckenbrot, welches der Bäcker bäckt, im Gegensatze des hausbackenen. Rockenbrot, Gerstenbrot, Haferbrot, Kleyenbrot u.s.f. Brot backen. Wasser und Brot, die Speise grober Verbrecher in dem Gefängnisse. Butter und Brot, Käse und Brot, Bier und Brot, werden im gemeinen Leben zuweilen auch für gemeine, schlechte Speise gebraucht. Das Brot brechen, ist ein biblischer Ausdruck für speisen.

2) Figürlich. (a) Verschiedene künstlichere Nahrungsmittel, wenn sie die gewöhnliche Gestalt des Brotes haben. Zuckerbrot, Milchbrot, Eyerbrot u.s.f. (b) Nahrung und Unterhalt, in welchem Verstande dieses Wort in vielen größten Theils niedrigen Ausdrücken und Redensarten ohne Artikel vorkommt. Er hat sein Brot, seinen reichlichen Unterhalt. Sein Brot mit etwas verdienen. Sein Brot suchen, nach Brote gehen. Jemanden zu Brote helfen, ihm seinen Unterhalt verschaffen. Jemanden zu einem Stücke Brotes verhelfen, ihm einen Verdienst verschaffen. Jemanden vom Brote helfen, ihn heimlich umbringen. Dieß bringt kein Brot. Einen um sein Brot bringen. Er stehet in meinem Lohne und Brote. Er isset mein Brot, hat seinen Unterhalt bey mir. Sein eigenes Brot essen, sein eigener Herr seyn. Er verdienet sein Brot mit Sünden. Ich vergesse es, daß sie so lange in meinem Hause Brot gehabt haben, Gell. Nach Homers Tode stritten sich sieben Städte um die Ehre, ihm die Geburt gegeben zu haben; aber keine von allen sieben hatte ihm in seinem Leben Brot gegeben. (c) Eine Mahlzeit, doch nur in einigen gemeinen Zusammensetzungen. Das Abendbrot, Mittagsbrot, Morgenbrot,[1205] für Abendmahlzeit, Mittagsmahlzeit, Frühstück. (d) Das Bienenbrot, oder auch nur Brot schlechthin, der Samenstaub der Blumen, welchen die Bienen zu ihrer Nahrung eintragen, und welcher auch Wachsmehl genannt wird. Quittenbrot, ein dick eingesottenes Quittenmuß.

2. Eine in eine gewisse, gemeiniglich runde Gestalt gebrachte Masse dieses Brotes, da es nicht nur einen Plural hat, sondern auch im Diminutivo das Brötchen, Oberdeutsch das Brötlein, lautet. Christus speisete vier tausend Mann mit wenig Broten. Eine solche große Masse Brotes, dergleichen man in den Haushaltungen gebraucht, heißt im Oberdeutschen ein Laib Brot, S. Leib. Bey den Zuckersiedern wird ein Hut Zucker, nach dem Muster des Franz. Pain de Sucre, ein Brot Zucker genannt, daher der Brotzucker, (Hutzucker,) daselbst dem Kochzucker entgegen gesetzet wird.

Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. Brood und Braud, im Dän. Brod, im Schwed. Bröd, im Isländ. Braud, im Angels. Breod, im Engl. Bread, in Bretagne Bara, bey den Krimmischen Tatarn Brot, Broe, bey dem Kero Prot, bey dem Ottfried Brot, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem Schilter Broud. Man hat verschiedene zum Theil nicht unwahrscheinliche Ableitungen dieses Wortes angegeben. Wachter und andere vor ihm leiten es von dem Begriffe des Essens her, wobey ihnen das Hebr. ברה, essen, רוהת, und ג##פ, Speise, und das Griech. βρωθω, ich esse, und βρωτƞς, Speise, zu Statten kommen. Da aber eben dieses Wort auch brechen, zerreiben bedeutet, so glauben Dieterich von Stade, Schilter und andere, daß mit der Benennung des Brotes vornehmlich auf diese Zerbrechlichkeit gesehen werde, indem die Alten ihr Brot in Gestalt harter Kuchen backten, die gebrochen werden mußten. Skinner findet den Begriff des Backens fruchtbarer, und rechnet es zu dem Verbo brüten, Angels. bredan. Herr Ihre aber fällt auf Brey, Brühe, braten, zumahl da die Westgothen für Brot backen noch jetzt Brot braten sagen. S. Braten und Brühe. Alle diese Ableitungen, denen man noch mehrere beyfügen könnte, haben ihre Wahrscheinlichkeit; allein das Alterthum dieses Wortes macht, daß diese Wahrscheinlichkeit noch auf keiner Seite überwiegend wird. S. Leib. Daß schon die Alten dieses Wort für eine jede Speise gebraucht, erhellet aus den zusammen gesetzten Bothenbrot und Wildbret. S. diese Wörter. In dem erstern bedeutet es sogar den Lohn, vermuthlich weil derselbe ehedem nur in Eßwaaren gegeben wurde. In veschiedenen Nahmen der Pflanzen, als Gauchbrot, Johannisbrot, Saubrot u.s.f. wird theils auf diesen allgemeinen Begriff der Speise, theils auf die den Broten ähnliche Figur des Samens gesehen. Die Niederdeutschen ziehen in diesem Worte das d, die Oberdeutschen und mit ihnen die meisten Hochdeutschen das t vor, welches aus der Verlängerung des Wortes, des Brotes, die Brote, sehr deutlich erhellet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1205-1206.
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