Falten

[36] Falten, verb. reg. act. in Falten legen. Einen Brief falten, zusammen falten. Manschetten falten. Die Manschetten falten sich nicht gut. Die Stirn falten, Runzeln ziehen. In etwas weiterer Bedeutung faltet man die Hände, wenn man sie zum Gebethe zusammen leget. Sie werden mit gefaltenen Händen mir vom Himmel sein Glück erbitten helfen.


Die fromme Hand, die sich zur Andacht faltet,

Haged.


Daher dieser Ausdruck in der höhern Schreibart oft zur Bezeichnung der gottesdienstlichen Anbethung dienet. Sage ihm, daß diese ohnmächtigen Hände sich für ihn zum letzten Mahle falten. Die tiefe Bewunderung faltete heilige Hände vor ihm, Sonnenf.


Doch ich seh' auch christliche Hände zum Himmel sich falten,

Zach.


So auch die Faltung, wofür aber das Falten üblicher ist.

Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. folden, folen, im Dän. folte, im Schwed. fålla, im Engl. to fold, im Angels. fealdan, im Holl. vouden, im Ital. infaldare, im mittlern Lat. faldare, bey dem Kero schon faldan und bey dem Ottfried faltan. Ehedem wurde es irregulär abgewandelt, ich fielt u.s.f. wovon noch das Mittelwort gefalten übrig ist, wofür man aber im Hochdeutschen eben so oft auch gefaltet sagt. Bey den Buchbindern lautet dieses Wort falzen, w.s. Im Oberdeutschen faltet man auch die Füße, wenn man sie im Sitzen über einander legt. Einem oder vor einem die Hände falten, war ehedem auch ein allgemeiner Ausdruck der Hochachtung, besonders unter Verliebten.


Wil si ich tuon ir mannes recht

Mine hende valde ich ir,

Hr. Burkh. von Hohenfels.


Swer min daran schone mit trouwen,

Dem falde ich mine hende,

Hr. Heinr. von Veldig.


Min hende ich valde

Mit truiwen al gernde uf ir fuesse,

Hr. Heinr. von Veldig.


Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 36.
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