Fliege, die

[205] Die Fliege, plur. die -n, ein Ding, welches flieget. 1) Am häufigsten, ein sehr bekanntes Insect mit zwey Flügeln, Musca L. welches sehr viele Unterarten unter sich begreift, welche im gemeinen Leben nicht hinlänglich genug unterschieden werden. Gemeiniglich verstehet man unter dem Nahmen der Fliegen die gewöhnlichen Haus- oder Stubenfliegen, Muscae domesticae L. welche haarige mit Federn versehne Fühlhörner haben. Es hindert ihn eine Fliege an der Wand, sagt man von einem hypochondrischen Menschen, der sich durch jede Kleinigkeit aufbringen läßt. Die Spanische Fliege ist eigentlich keine Fliege, sondern ein goldgrüner Käfer mit Borsten ähnlichen Fühlhörnern, welcher einen unangenehmen scharfen Geruch hat, und sich auf den Hohlunderbäumen, Rheinweiden und Äschen aufhält; Meloe vesicatorius L. Cantharis in den Apotheken, bey einigen Schriftstellern auch Pflasterkäfer, weil er wegen seines scharfen Salzes zu Blasen zeihenden Pflastern gebraucht wird. 2) Figürlich, die dreyeckige Platte am Ende der Ankerarme; die Ankerfliege, S. Ankerschaufel und Flunke. Auch das kleine Knöpfchen vorn auf den Schießgewehren zum Zielen wird wegen einiger Ähnlichkeit die Fliege, die Mücke, und von andern das Korn genannt.

Anm. Fliege, Nieders. Flege, bey dem Notker Fliege, im Dän. Flue, im Schwed. und Isländ. Fluga, im Angels. Fleoge, im Engl. Fly, hat den Nahmen vom Fliegen; freylich eine sehr schwankende Benennung, welche einer Menge anderer Insecten und Thiere mit eben dem Rechte zukommt. Im Oberdeutschland heißen die Fliegen Mucken, Böhm. Maucha, das Insect aber, welches wir Mücken nennen, Schnaken.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 205.
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