Fliege [1]

[353] Fliege, 1) bei Neueren, z.B. Oken, oft so v.w. ein vollkommenes, fliegendes Insect; 2) bes. die Zweiflügler, die deshalb auch in Laus-, Schwirr-, Schweb-, Lippen-, Raub-, Schnepfenfliegen etc. getheilt werden; 3) (Musca), nach Linné Gattung der Zweiflügler, unterschieden durch fleischigen Rüssel, 2 Seitenlippen u. Mangel der Taster; neuerdings in viele Gattungen zerfällt u. bilden größtentheils die Familie der Lippenfliegen; Latreille theilt sie in Creophilae (Fleischfliegen), Anthomyzida (mit den Gattungen Anthomyia, Drymeia, Coenosia), Hydromyzida, Scatomyzida, Dolichocera, Leptopodita, Carpomyzae (Fruchtfliegen), Gymnomyzida, Hypocera; 4) (Fliege, Musca), Gattung der Lippenfliegen; Taster: fadenförmig od. an dem Ende dicker in der Mundgrube; Schwingerschuppen groß; Flügel meist ausgebreitet; saugen Flüssigkeiten; Larven im Aas, Mist u. dgl. als weiße Würmer; einige gebären lebendige Maden; als Untergattungen hiervon sind aufgestellt: a) Löffelfliege (Lipse Meigen), Fühlerborsten schwach gefiedert; Taster löffelförmig; Augen getrennt; Hinterleib 4ringelig; Art: Langhälsige Löffelfliege (L. longicollis), u. e. a.; b) Schwarzfliege (Melanophora Meigen), die Fühler erreichen nur die Hälfte des Vordergesichts u. stoßen an der Wurzel zusammen, das Endglied fast linsenförmig; ist mit Metopia unter Tachina bei Meigen vereinigt; Art: Thaufliege (M. roralis, Tachinar.), schwarz, mit weißen Flügelspitzen, im Gebüsch; Gewitterfliegen (M. meteorica), schwarz, Augen rothbraun, Hinterleib sehr haarig; Menschen u. Vieh, zumal bei Gewitterszeiten, wo sie dem Vieh in die Ohren kriechen u.[353] sich an die Augen setzen, sehr lästig; c) (Metopia Meig.), Fühler zurückgedrückt, halb so lang als das Vordergesicht, stoßen an der Wurzel zusammen; Endglied länglich, walzenförmig, mit nackter Borste; ist später von Meigen mit Tachina (s. Schnellfliege) vereinigt worden; Art: M. labiata; d) Schwalbenfliege (Ocyptera Latr.), Flügel ausgebreitet, 2. Fühlerglied lang, 3. am längsten; leben in Pflanzenstängeln u. Wurzeln; Art: Kohlschwalbenfliege (O. brassicaria), schwarz, mit 2 braunrothen Leibringen; O. lateralis, schwarz, mit 2 rothbraunen Seitenflecken am Bauche, legt gegen 20,000 lebendige Larven; e) Breitfliege (Phasia Latr., Thereva Fabr.), Fühler an der Wurzel getrennt u. parallellaufend, Körper kurz, Hinterleib flach, fast halbrund, Flügel groß; Art: Halbgedeckte Breitfliege (Ph. subcoleoptrata, Musca s. L.); f) Schwingfliege (Sepsis Fallen.), Kopf ist kugelig, Augen getrennt u. rund, Untergesicht u. Leib nackt, schwingen fast immer ihre Flügel, gemein auf Gras u. Hecken; Art: Käsefliege (s.d.); g) Echinomya, 2. Fühlerglied sehr lang; Art: Riesenfliege, s.u. Schnellfliege (Mesembrina Meig.) u.a. 5) Eigentliche'F. (Musca Latr.), Leib dreieckig, Augen stehen nahe beisammen od. berühren sich; Arten: Fleisch-, Gold-, Schmeiß-, Stubenfliege (s.d. a.) u.a.; 6) Spanische F., so v.w. Gemeiner Pflasterkäfer (Lytta vesicatoria); 7) Blinde F., so v.w. Blindbremse (Crysops), s.u. Bremse. Einige Arten F-n kommen in Bernstein eingeschlossen vor. Eine fossile Fliege, Musca lithophila Germ., hat man im Schiefer von Solenhofen gefunden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 353-354.
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