Flor (4), der

[217] 4. Der Flor, des -es, plur. die Flöre, ein von zarter Seide, Nesselgarn oder Wolle sehr leicht und dünne gewebter Zeug von allerley Farben; ohne Plural, außer von mehrern Arten oder Quantitäten. Einem den Flor von den Augen ziehen, figürlich ihm seine Vorurtheile benehmen, ihm eine deutliche Erkenntniß von etwas verschaffen, ihn aus dem Stande der Unwissenheit reißen. Besonders der schwarze Flor, der zum Zeichen einer tiefen Trauer getragen wird.


Im Flor bekennt der Trauermann

Dir (Hymen) sein gewaltig Feuer,

Raml.


Einzelne Stücke dieses Trauerflores leiden gleichfalls den Plural. Bey den Sammtwebern wird das Haar des Sammtes der Flor, ingleichen der Pohl genannt. S. das letztere.

Anm. Im Schwed. und Böhm. gleichfalls Flor, im Dän. Floor. Ihre muthmaßet, daß es ab intextis floribus den Nahmen habe. S. auch Florettseide.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 217.
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