Fort

[253] Fort, adverb. so wohl des Ortes, als auch der Zeit. 1. Des Ortes. 1) Eigentlich. (a) Vorwärts. Immer weiter fort. Es will mit der Sache nicht fort, sie gehet nicht nach Wunsche. Es will mit ihm nicht fort, sagt man von einem Menschen, dessen Nahrungsstand sich nicht bessern will. Dahin gehören auch die Zusammensetzungen fortbauen, fortbaumen, Fortgang, u.s.f. (b) Von einem Orte weg, daselbst nicht mehr gegenwärtig. Dein Freund ist nicht mehr hier, er ist schon fort. Morgen müssen wir wieder fort. Warum wollen sie denn so bald wieder fort? Wir konnten wegen des übeln Wetters nicht fort. Wo alle Mahl ein Zeitwort, z.B. reisen, gehen u.s.f. darunter verstanden wird. Zuweilen ist es auch in Gestalt einer Interjection üblich. Fort mit dir, du Unverschämter!


Fort, du theurer Bachusknecht!

Fort, du hast genug gezecht!


[253] 2) Figürlich. (a) Das Beharren in einem Zustande zu bezeichnen. Er trinket, schläfet noch immer fort. Am häufigsten in den Zusammensetzungen fortarbeiten, fortfahren, fortgehen, fortsetzen u.s.f. Dahin gehöret auch das Oberdeutsche fort und fort, immer, beständig, welches in einigen Gegenden auch für und für lautet. Fort und fort arbeiten.


Wie ist die Frömmigkeit

Dem Menschen fort und fort sein bester Schirm und Schatten!

Opitz.


Such ich dich fort für fort, so fleuchst du stets von hier,

Opitz.


(b) Hurtig, im gemeinen Leben, besonders in dem Zeitworte fortmachen. So fort, sogleich, auf der Stelle; im Oberd. auf der Fahrt.


So fort war dieser auf den Beinen,

Lichtw.


(c) Zuweilen auch für ferner, doch nur in der R.A. und so fort, für und so ferner, oder und so weiter. 2. Der Zeit, eine künftige Zeit zu bezeichnen; in welchem Sinne es aber nur im Oberdeutschen üblich ist, aus welcher Mundart es auch Luther in der Deutschen Bibel beybehalten hat. Der Acker soll fort sein Vermögen nicht geben, 1 Mos. 4, 12. Daß ihr fort nicht wieder durch diesen Weg kommen sollt, 5 Mos. 17, 18. Ich werde fort nicht mit euch seyn, Joh. 7, 12, und so in andern Stellen mehr. S. auch Fortan, Forthin und Hinfort.

Anm. 1. Dieses Nebenwort lautet im Nieders. voort, im Dän. fort, und in den Zusammensetzungen bort, im Isländ. in den Zusammensetzungen braut. Im Schwed. ist fort hurtig, und bort ferne. Es stammet ohne Zweifel zunächst von vor her, welches unter andern auch aus der Oberdeutschen Mundart erhellet, wo für fort nur für üblich ist, z.B. in hinfür, fürbaß, fürdauern, fürohin, u.s.f. Schon Kero gebraucht furlazzen für fortlassen, und Willeram fure seyn für fort seyn; vermuthlich nach dem Muster der Lateiner, bey denen pro in den Zusammensetzungen oft so viel als fort ist, procedere, procreare, procrastinare, procurrere, producere, proferre, proficisei, profugere, progredi u.s.f. Diese unmittelbare Abstammung von dem Vorworte vor, im Oberd. für, ist vermuthlich auch die Ursache, warum man dieses Nebenwort, wenn es den Zeitwörtern zugesellet wird, schon von Alters her mit denselben zusammen gezogen hat, welches sonst bey Nebenwörtern nicht gewöhnlich ist. Der im Hochdeutschen veraltete Comparativ von diesem Worte lautet förder, Engl. further, S. Förder.

Anm. 2. Es kann fast mit allen Verbis, welche Handlung und Zustand bedeuten, zusammen gesetzt werden, von welchen in der Folge nur einige der vornehmsten angeführet werden können. Es hat daselbst drey Hauptbedeutungen. 1) Vorwärts. 2) Von einem Orte weg, wo die mit fort zusammen gesetzten Wörter auch mit weg verbunden werden können. Und 3) ein Beharren in einer Handlung oder in einem Zustande zu bezeichnen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 253-254.
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