Grau

[786] Grau, -er, -este, adj. et adv. welches ein Ausdruck einer mit etwas Schwarz vermischten weißen Farbe ist. Die graue Farbe. Eisgrau, Aschgrau, Apfelgrau, Eisengrau, Eselsgrau, Dachsgrau, Rauchgrau u.s.f. drucken die verschiedenen Stufen dieser Farbe aus. Ein graues Tuch. Die grauen Mönche, die Franciscaner, weil sie grau gekleidet gehen, deren Orden daher zuweilen auch der graue Orden, und ihre Klöster graue Klöster genannt werden. Der Himmel wird schon grau, sagt man im gemeinen Leben, wenn die Dämmerung anfängt anzubrechen, und die schwarze Farbe der Nacht sich mit den ersten Lichtstrahlen vermischet, S. 1 Grauen. Das Grau, die graue Farbe. Grau in Grau mahlen, eine Art der Fresco-Mahlerey, wo eine Wand geschwärzet, und hernach überweißet wird, und dann die Figuren hinein gekratzet werden. Graue Haare bekommen, vor Alter. Darüber lasse ich mir keine grauen Haare wachsen, darüber häge ich keinen Kummer, weil auch dieser die Haare vor der Zeit grau macht. Ein graues Haupt, dessen Haare vor Alter grau geworden. Ein alter grauer Mann, wofür Hiob 15, 10 das im Hochdeutschen ungewöhnliche Hauptwort ein Grauer gebraucht wird. Das graue Alter, das hohe Alter. S. Eisgrau. Grau werden, graue Haare bekommen. Ehedem war auch das Silbergeld unter dem Nahmen des grauen Geldes, oder der grauen Münze bekannt, im Gegensatze der schwarzen, d.i. des Kupfergeldes. Figürlich.[786] 1) Alt, wo es im Hochdeutschen doch nur von Menschen und einigen Thieren gebraucht wird, welche im Alter graue Haare bekommen. Nach einer noch weitern Figur wird ein Theil Helvetiens der graue Bund, Graubünden, und dessen Einwohner die Graubündner genannt, weil sie sich am frühesten unter einander verbunden haben. 2) In der Wapenkunst wird das Fehfutter, wegen seiner gewöhnlichsten Farbe, auch das Grau, Franz. Vair, genannt. S. Grauwerk.

Anm. In dem alten Gedichte auf den heil. Anno graw, bey den Schwäbischen Dichtern gra, bey dem Hornegk gräb, im Nieders. grau, graag, im Holländ. grauw, im Angels. graeg, im Engl. gray, im Dän. graa, Schwed. grå, im Latein. ohne Gaumenlaut ravus. Die alten Scythen nannten, dem Plinius zu Folge, den Schnee Grau, und den Caucasus daher Graucasum. Im Griech. ist γεραιος alt, und γραιουμαι ich werde alt. S. auch Greis.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 786-787.
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