Grummet, das

[824] Das Grummet, des -s, plur. car. in der Landwirthschaft, dasjenige Gras, welches auf zwey- und dreymähdigen Wiesen nach dem zum ersten Mahle davon gewonnenen Heue wächset; ingleichen das von diesem Grase gewonnene Heu, welches von geringerer Güte ist, als das erste. Daher der Grummetboden, ein Boden, auf welchem es verwahret wird; die Grummetbutter, welche im letzten Theile des Sommers gemacht wird, wenn die Kühe auf den Wiesen das Grummet abfressen; die Grummetwiese, eine Wiese, welche zwey oder drey Mahl gehauen werden kann, und auch eine zwey- oder dreymähdige, ingleichen eine zwey- oder dreyschürige Wiese genannt wird, zum Unterschiede von den einmähdigen oder einschürigen.

Anm. Die Abstammung dieses Wortes hat die Wortforscher sehr beschäftiget. Wachters seltsame Ableitung von μεταχρονιος verdienet kaum erwähnet zu werden. Frisch leitet es von grün, unreif, und Mahd, mähen, her, andere von Grammes, Grommes, welches im gemeinen Leben für Hieronymus üblich ist, Wend. Growmus, weil das Grummet gemeiniglich um den Hieronymus-Tag, der auf den 30sten September fällt, gewonnen wird, daher auch der Krammesvogel seinen Nahmen haben soll. Allein die Gestalten, welche dieses Wort in den verschiedenen Sprachen und Mundarten hat, machen diese Ableitungen unwahrscheinlich. Im Osnabrückischen lautet dieses Wort Gramme, in andern Niedersächsischen Gegenden nur Gram, wobey man an das Latein. Gramen denkt; im Brem. Etgroon, Holländ. Eetgroen, welches in dem Bremisch-Nieders. Wörterbuche von eten, essen, und Groon, eine Wiese, abgeleitet wird, weil man dieses Gras gemeiniglich von dem Viehe abfressen lasse; im Alt-Schwed. Ramaet; im Oberdeutschen Omat, Amendt, Omt, Ämt, Emt, welches Frisch von ab, aben, Abend, herleitet;[824] woraus beynahe scheinen sollte, daß das g und r nicht wesentlich zum Stamme gehören, wenn nicht Grummet, Ramaet und Omat Wörter verschiedenen Ursprunges sind, da denn in Ansehung des erstern Frischens Ableitung gar wohl Statt finden kann, obgleich auch die von Grammes, Hieronymus, ihre Wahrscheinlichkeit hat, wenn nicht das Bremische Etgroon, und unser Grummet bloß in der Versetzung der Sylben verschieden sind. Übrigens wird das Grummet auch Spatheu, im Oberdeutschen auch Dihm oder Dohm, und Afterheu, im Niedersachsen auch Nagras, Nachgras, Namatt, Nachmahd, von nach und mähen, im Dän. Auret, im Schwed. Nywaelle, im Franz. Regain, genannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 824-825.
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