Kehle, die

[1532] Die Kêhle, plur. die -n, Diminut. das Kehlchen, eine jede Röhre, ja eine jede lange Vertiefung oder eingebogene Fläche; wo es doch nur in einigen einzelnen Fällen üblich ist. 1) Eine Vertiefung, welche durch zwey in einem Winkel zusammen stoßende Flächen, z.B. durch zwey an einander laufende Dächer, hervor gebracht wird, heißt eine Kehle. S. auch Kniekehle. 2) In dem Festungsbaue ist die Kehle, Franz. Gorge, der Eingang der besondern Festungswerke. Die Kehle eines Bastions, eines Ravelins. 3) Bey den Werkleuten, Drechslern u.s.f. wird ein jedes hohles oder eingebogenes Glied eine Kehle genannt. 4) Bey den Jägern ist die Kehle oder Brücke die halbe Masche, welche an ein Treibezeug gestrickt wird, damit die Hühner, wenn sie eingelaufen sind, nicht wieder zurück können. 5) Am üblichsten ist es so wohl von der Speise- und Luftröhre der Menschen und Thiere, dem Schlunde, im Nieders. der Schluck, die Stroote (Straße,) als auch von dem vordern Theile des Halses unter dem Kinne, hinter welchem der Eingang der Kehle lieget, und welcher Theil bey den Fleischern der Stich, Griech. σφραγƞ, genannt wird. Wenn von den beyden Halsröhren die Rede ist, gebraucht man das Wort Kehle ohne Unterschied so wohl von der Luft- als Speiseröhre. Eine rauhe, heisere Kehle haben. Eine helle Kehle (Stimme) haben. Sich die Kehle schmieren, in den niedrigen Sprecharten, trinken. Zuweilen bekommt die Luftröhre im gemeinen Leben den Nahmen der unrechten Kehle, doch nur alsdann, wenn etwas fremdes in dieselbe gerathen[1532] ist. Es ist ihm etwas in die unrechte Kehle gekommen. Sich die Kehle abschneiden. Jemanden das Messer an die Kehle setzen, ihn in die äußerste Verlegenheit bringen.

Anm. In der letzten Bedeutung schon bey dem Kero Chelu, bey dem Notker Chila, bey dem Willeram Chela, ehedem auch Giel, im Angels. Ceole, Caele, im Engl. Keel, im Latein. Gula, im Nieders. mit verdoppelten und verstärkten Hauchbuchstaben Käkel, Koggel, im Liefländ. Kahkle, im Lettischen Kaklas, im Esthnischen Kael, im Hebr. ##. Wer siehet nicht, daß mit diesem Worte zunächst auf den hohlen Raum gesehen werde, und daß es daher zu dem Geschlechte der Wörter Kaue, Kachel, Hals, Hohl u.s.f. gehöre.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1532-1533.
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