Kehle

[574] Kehle, das zwischen der Luftröhre u. Mundhöhle gelegene obere und vordere Drittel des Halses, bezeichnet durch das namentlich beim männlichen Geschlechte seh- und fühlbare Hervorragen des vorderen Winkels des Kehlkopfes. Bei den Thieren ist diese Parthie des Halses gar häufig durch eine eigenthümliche Färbung oder durch häutige Anhängsel etc. bezeichnet. Der Kehlkopf selbst ist der von einer Parthie Knorpeln, die unter sich mehr od. weniger beweglich sind, eingeschlossene hohle Raum, durch welchen die aus den Lungen durch die Luströhren strömende Luft zu passiren hat und daselbst membranöse elastische Bänder in Schwingung versetzt. Der Kehlkopf ist der Raum, in dem die menschliche Stimme gebildet wird u. hat beiläufig die Gestalt einer abgekürzten 3seitigen Pyramide, dessen breitere Grundfläche nach oben und dessen eine Kante nach vorne, die beiden andern aber zur Seite gekehrt sind. Er wird zusammengesetzt aus dem Schildknorpel, Ringknorpel, den beiden Gießkannenknorpeln und dem an den Rücken der Zunge, den Schildknorpel u. die Gießkannenknorpel befestigten Kehldeckel. Nach oben hängt derselbe durch eine Membran mit dem Zungenbein zusammen. Diese Knorpel sind unter sich durch eine Anzahl aus elastischem Gewebe bestehender u. mit einer Schleim haut überzogener Bänder beweglich befestigt. Die beiden unter einem nach vornen gerichteten Winkel zusammenstoßenden Seitenflächen werden durch den Schildknorpel, die hintere Fläche durch den einer 4eckigen Platte ähnlichen Schild des Ringknorpels gebildet. An dem oberen Rande sind durch eine kleine Gelenkfläche die 3eckigen kleinen Gießkannenknorpel angebracht. Von allen Bändern des Kehlkopfs sind die Stimmritzenbänder, insbesondere die unteren die wichtigsten. Sie sind einestheils an der inneren Fläche des Schildknorpels und anderseits an der unteren Ecke der Gießkannenknorpel befestigt und lassen eine etwa 11 Linien lange, nach vornen zugespitzte Spalte zwischen sich. Durch das Vibriren dieser [574] Bänder selbst, in Verbindung der verschiedenen Formveränderung der Spalte u. der resonirenden Kehlkopfshöhle wird die menschliche Stimme hervorgebracht. Dieser unteren und wahren Stimmritze beinahe parallel und um etwa 1 Linie aufwärts von ihr entfernt durch eine spaltenartige Höhle – den Morgagnischen Ventrikel – von ihr getrennt, ist eine zweite obere oder falsche Stimmritze. Die untere liegt nahezu in der Mitte des Kehlkopfs. Die Entstehung der Stimme ist zwar in allen ihren Theilen noch keineswegs hinlänglich erforscht, indessen ist immerhin die Veränderung der Stimmritze durch Verkürzung od. Verlängerung der Bänder ein Hauptmoment. Dieses wird nun durch 4 kleine Muskelpaare, wovon 3 Paare innerhalb und 1 Paar an der Außenfläche der Kehlkopfknorpel liegen, und 1 unpaarige Muskel hervorgebracht. Die Blutgefäße des Kehlkopfs sind Aeste der Blutgefäße der Schilddrüsengefäße, die Nervenzweige des 10. Paares, des herumschweifenden Nerven.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 574-575.
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