Kitzel, der

[1593] Der Kitzel, des -s, plur. inus. 1) Eigentlich, der höchste Grad des Juckens, welcher zunächst an den Schmerz gränzet, gemeiniglich ein Lachen erreget, und durch eine zitternde Bewegung der Nerven verursacht wird. Einen Kitzel im Halse empfinden. Ingleichen die Fähigkeit, diese Empfindung durch äußere Berührung zu bekommen. Den Kitzel verlieren. Jemanden den Kitzel vertreiben. 2) In weiterer Bedeutung, ein hoher Grad der sinnlichen angenehmen Empfindung; gemeiniglich im nachtheiligen und verächtlichen Verstande. Gehet hin und mordet zu seinem Kitzel. Was ist der flüchtige Kitzel, womit alle gekünstelten Gerichte die Zunge reitzen? Ein verzärtelter Leib, der stets an den Kitzel angenehmer Empfindungen gewöhnt ist, Gell. Sejus fühlt einen Kitzel, wenn sein Vermögen wächst, ebend. Kleanth ißt, um den Kitzel des Geschmacks zu empfinden und zu vervielfältigen, ebend. 3) Figürlich eine aus dieser sinnlichen Empfindung herrührende ungeordnete Begierde, das unruhige Verlangen, sich ein ungeordnetes sinnliches Vergnügen zu verschaffen; gleichfalls im verächtlichen Verstande. Der Kitzel der Schwatzhaftigkeit reißt ihn dahin. Den Kitzel der Schreibsucht fühlen. Der Kitzel sticht ihn, er fühlt ein solches unruhiges ungeordnetes Verlangen. Bey einem Manne, den noch der Kitzel[1593] wie ihn sticht, Weiße, der noch so verliebt ist. Der Kitzel ist ihm vergangen. Der Dichterkitzel, Autorkitzel u.s.f.


Schickt ihn, um ihm den Kitzel zu vertreiben,

Zwey Jahre nach Amerika,

Gell.


S. Kitzeln.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1593-1594.
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