Mucken

[296] Mucken, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert. 1. Einen Laut von sich geben, als wenn man anfangen wollte zu reden, aber indem wieder abbricht, der geringste vernehmliche Laut, welcher Laut selbst auch wohl ein Muck oder Mucks genannt wird. Nicht einen Muck oder Mucks von sich geben, nicht den geringsten Laut. Nicht Muck sagen, kein einziges Wörtchen. Es soll nicht ein Hund mucken, 2 Mos. 11, 7. Er darf mir nicht mucken. S. Mucksen, welches in dieser Bedeutung noch üblicher ist. 2. Figürlich. 1) Sein Mißvergnügen auf eine ungesittete Art durch Stillschweigen und ein verzogenes Gesicht an den Tag legen, welches im gemeinen Leben auch maulen, schmollen, protzen, im Nieders. schulen, genannt wird; ohne Zweifel, so fern auf solche Art mißvergnügte Leute ein mürrisches Stillschweigen beobachten, und nur unvernehmliche dem Muck ähnliche Töne von sich hören lassen. Er muckt. S. Mucke, Mucker und Muckisch. Nach einer noch weitern Figur. 2) Es muckt mit der Sache, oder die Sache muckt, sie hat einen heimlichen Fehler, geräth in Stockung in das Stecken, es will nicht mit ihr fort.[296] Ein vermuckter Kram, ist daher im Nieders. ein verzweifelter Handel. S. Mucke.

Anm. In der ersten eigentlichen Bedeutung, wo es eine Nachahmung des Lautes ist, im Nieders. mucken, im Mecklenb. miecken, im Schwed. muoka, im Dän. mukke, im Engl. to mutter, im Lat. mutire, mussare und mussitare, im Griech. μυζειν. Das Griech. μωκος, eine verspottende Geberde, und μωκασθαι, mit Mienen und unarticulirten Tönen verspotten, Engl. to mock, Franz. mocquer, sind ohne Zweifel aus ähnlicher Quelle, so fern eine solche Verspottung sich bloß durch einfache Töne und Geberden äußert. Dieser Laut, welchen man im Hochdeutschen einen Muck oder Mucks nennet, heißt in Baiern ein Nüsterle, (im Dän. ist knyste und im Schwed. kny, knysta, mucksen) im Nieders. Kick, wo kicken mucksen ist, im Schwed. Knytt, im Lat. Mu, und im Griech. γρυ. Weil alle die Laute, welche man mit dem Nahmen Muck beleget, leise, still und unverständlich sind, so bedeutet mack, muck, in mehrern Sprachen und Mundarten auch so viel als heimlich, verborgen, wie das Schwed. mjugg. S. Meuchelmord. Das Nieders. mucken, abmucken aber, tückisch, auf heimliche hinterlistige Art ermorden, kann auch zu dem Geschlechte der Wörter mactare, metzeln, Messer, μαχαιρα, u.a.m. gehören.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 296-297.
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