Nähen

[416] Nähen, verb. reg. act. welches ehedem überhaupt verbinden bedeutet haben mag, von welcher längst veralteten Bedeutung noch in Nähdraht ein Überbleibsel ist. Jetzt bedeutet es nur noch vermittelst der Nadel und eines Fadens zusammen fügen, und in weiterer Bedeutung, auch vermittelst der Nadel und eines Fadens hervor bringen, bearbeiten u.s.f. Da es denn so wohl absolute und in Gestalt eines Neutrius gebraucht wird, den ganzen Tag nähen, sein Brot mit Nähen verdienen, nähen lernen; als auch mit der vierten Endung der Sache, welche durch Nähen hervor gebracht wird, allerley Figuren nähen, Hemden nähen, Handschuhe nähen, ingleichen derjenigen, welche auf solche Art bearbeitet wird, Leinwand nähen, zwey Stücke zusammen nähen. Zuweilen bedeutet es auch so viel wie ausnähen. Manschetten nähen, genähete Halstücher.

Daher das Nähen.[416]

Anm. Im Tatian nauen und neien, bey dem Stryker nauen, im Schwabensp. neigen, im Nieders. neijen, im Schwed. mit einem andern Ableitungslaute naesta, im Angels. nestan, im Bretagn. nezza, im Griech. νεειν und νƞδειν, im Lat. nere. Es ist ein sehr altes Wort, welches mit Nagel, Netz, nectere, unserm knüpfen, Nestel, Nuth, und andern dieses Geschlechtes genau verwandt ist, und von nahe abzustammen scheinet, einem andern Dinge nahe bringen, d.i. mit demselben verbinden. Siehe auch Naht. In vielen Provinzen wird es in der ersten Sylbe mit einem scharfen e gesprochen, und daher auch nehen geschrieben. Im Hochdeutschen höret man das ä deutlich, und da die meisten Verwandten ein a haben, so schreibt man es richtiger mit einem ä. Ein Faden zum Nähen heißt in Baiern ein Nähling, und ungeschickt nähen wird in Nieders. prümen, prünen, prinen genannt. Im Böhm. ist Prym ein Saum, S. Rahm, woraus es mit vorgesetztem Blaselaute gebildet ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 416-417.
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