Nebel, der

[449] Der Nêbel, des -s, plur. ut nom. sing. eine Menge wässeriger, durch die Kälte verdickter Dünste in der untern Luft, welche dieselbe undurchsichtig machen, und in der Ferne eine Wolke heißen. Es entstehet ein Nebel. Im Frühlinge pflegen zuweilen ungesunde stinkende Nebel zu fallen, zu entstehen. Der Nebel fällt, wenn sich die Dünste auf die Erdfläche legen. Die Sonne zertheilt den Nebel. Der Nebel steigt in die Höhe, wenn er sich in die obere Luft begibt und daselbst zur Wolke wird; aber, es steigt ein Nebel auf, d.i. es entstehet ein Nebel. Bey Nacht und Nebel ausziehen, im gemeinen Leben, heimlich, in aller Stille. Jemanden einen Nebel vor den Augen machen, wofür man auch sagt, ihm einen blauen Dunst vormachen.


Eine gefürchtete Zeit mit pestilenzialischem Fittig

Wallet auf Nebeln die Seuche daher,

Zachar.


Anm. Bey dem Ottfried mit einer neuen Ableitungssylbe Nebulniss, bey dem Notker Nebul, im Lat. Nebula und schon im Hebr. נבל, welches auch figürlich Eitelkeit bedeutet. Im Griech. ist νεφελƞ die Wolke, und im Böhm. Nebe der Himmel, welches letztere aber zu einem andern Stamme gehöret. Die letzte Sylbe -el ist die Ableitungssylbe; es kommt also bey der Aufsuchung des Stammes nur auf Neb an, welches mit Nacht verwandt zu seyn, und grau, trübe, schwärzlich, zu bedeuten scheinet, S. Nebelkrähe. Die Niederdeutschen und ihre Sprachverwandten haben dieses Wort nicht, sondern gebrauchen dafür theils Mist, Engl. und Holl. Mist, theils auch Daak, Dän. Daage, Schwed. Tökn, S. Thau.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 449-450.
Lizenz:
Faksimiles:
449 | 450
Kategorien: