Nebel

[254] Nebel werden die den Dunstkreis unserer Erde beständig mehr oder weniger erfüllenden wässerigen Dünste genannt, wenn sie ihre luftförmige Gestalt verlieren und zunächst an der Oberfläche der Erde dergestalt verdichtet einherschweben, daß die Luft dadurch weit und breit getrübt wird, was bei sehr dichten Nebeln zuweilen so weit geht, daß man keine drei Schritte weit um sich sehen kann. Von den Wolken (s.d.) unterscheiden sie sich blos durch elektrische Verhältnisse und durch das Herabsenken zur Erdfläche, wenn die höhere Luft schon mit wässerigen Theilen vollauf vermischt ist oder durch ihre geringe Erhebung über dieselbe, wenn sie in feuchten Gegenden, über Sümpfen, Flüssen und Gewässern aller Art entstehen. Dies findet gewöhnlich nach vorhergegangener Wärme bei eintretender Erkältung der untern Luft, daher in unsern Gegenden namentlich im Herbste und Frühling statt, wo kalte Nächte auf sehr warme Tage folgen. Tritt nun am Morgen eine allmälige Erwärmung der Luft durch die Sonne ein, so fällt der Nebel meist als Thau oder Staubregen zur kühlern Erde nieder, bei rasch sich verbreitender Wärme aber geht er in luftförmiger Gestalt in den Dunstkreis über, begünstigt dort, wenn der mit Feuchtigkeit stark geschwängerte Luftstrom einem kältern begegnet, die Bildung von Wolken und zieht oft Regen nach sich. Aus dem Vorigen erhellt, daß Nebel in feuchten, wasserreichen Gegenden, auf dem Meere und unter Himmelsstrichen am meisten vorkommen müssen, wo auffallende Wechsel der Temperatur eintreten. Manchen Nebeln sind widerliche Gerüche eigen. daher sie stinkende Nebel genannt werden; aus allen eigentlichen Nebeln aber schlägt sich an geeignete trockene Körper, welche darin verweilen, Feuchtigkeit nieder, was aber von den sogenannten trockenen Nebeln oder dem Höhenrauch (s.d.) nicht gilt. – Bei dem in früherer Zeit von Deutschen, jetzt meist von Slawaken bewohnten, weitläufigen Dorfe Zdiar oder Morgenröthe in der Nähe der Stadt Käsmark in Ungarn, führt eine am Fuße des Maguragebirges befindliche weite Kluft den Namen das Nebelloch, weil von Zeit zu Zeit nebelartige Dünste daraus emporsteigen, welche für die Umgegend das sichere Vorzeichen eines herannahenden Gewitters sind. Diese Kluft bildet den Zugang zu bis jetzt nicht genauer untersuchten, aber sehr weit verzweigten Höhlen und Abgründen, wie der vielfach und zuletzt aus weiter Ferne vernommene Wiederhall eines darin abgefeuerten Gewehrs andeutet, und das Innere scheint beständig wie mit Nebel angefüllt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 254.
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