Gewitter

[216] Gewitter ist die großartige elektrische Erscheinung in der Atmosphäre, bei welcher der Blitz (s.d.) erscheint, der Donner (s.d.) sich hören läßt und Regen herabstürzt. Die Gewitter sind am großartigsten und fürchterlichsten in den Gegenden der heißen Zone, am seltensten im hohen Norden [216] und scheinen in den Polargegenden ganz zu fehlen, indem sie daselbst durch die Nordlichter (s.d.) ersetzt werden. In den gemäßigten Zonen treten sie im Sommer viel häufiger als im Winter auf. Merkwürdig ist die Erscheinung, daß die Gewitter zuweilen mehre Tage hintereinander zu derselben Stunde an demselben Orte sich wiederholen. Einige Zeit vor Ausbruch eines Gewitters pflegt in der Atmosphäre eine eigenthümliche drückende Schwere zu herrschen, welche nach Entladung des Gewitters verschwindet. Die Gewitterwolken nehmen oft einen eignen Zug, dem des herrschenden Windes entgegen, und aus den Wolken selbst scheint sich ein Wind, der oft von großer Heftigkeit ist (Gewittersturm), zu ergießen. In Gebirgsgegenden halten sich die Gewitter oft lange an demselben Orte auf, indem die umliegenden, in die Wolken ragenden Berge sie abhalten, niederzuziehen. In vielen Gegenden herrscht der Glaube, daß es Punkte, namentlich Berge, aber auch Flüsse u.s.w. gebe, über welche die Gewitter gar nicht, oder nur, wenn sie von bedeutender Heftigkeit sind, hinwegkönnen. Solche Orte werden Wetterscheiden genannt. Bei einem sehr nahen und heftigen Gewitter soll man diejenigen Vorsichtsmaßregeln beobachten, welche nöthig sind, damit der herabfahrende Blitz. nicht angezogen werde. Man soll an seinem Körper nicht allzu viel Metall tragen, sich in der Mitte des Zimmers halten, starken Zug vermeiden u.s.w. Be findet man sich im Freien, so soll man sich nicht unter Bäume stellen, die Pferde nicht antreiben, daß sie schwitzen, und wenn man sich bei einem sehr heftigen Gewitter sichern will, statt nach einem entfernten Obdach zu laufen, lieber platt auf die Erde, am besten in einen Graben, sich legen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 216-217.
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