Glaube

[228] Glaube ist eine Überzeugung von der Wahrheit, welche weder auf Sinneswahrnehmung, noch auf Verstandesschlüssen, sondern einzig auf unmittelbarem Gefühle beruht. Die höchste und vollendetste Wahrheit ist die, welche die Religion lehrt, und diese Wahrheit ist ebenso sehr über das Gebiet der Sinneswahrnehmungen erhaben, als für Verstandesschlüsse unzugänglich. Daher ist die Religion recht eigentlich das Gebiet und der Gegenstand des Glaubens. Jenes unmittelbare Gefühl, welches zur Annahme der Wahrheit im Glauben treibt, ist höchste Seligkeit, nämlich die vollkommenste Befriedigung unserer höchsten geistigen Bedürfnisse durch das in der göttlichen Offenbarung Gebotene; – daher das Sprüchwort: »Der Glaube macht selig« eine sehr tiefe, das innerste Wesen des Glaubens ausdrückende Bedeutung hat. Dieses Gefühl begleitet den Glauben stets, wie es ihn erweckt, und da sich dasselbe der Mensch nicht aus eigner Will, kür geben kann, sondern es ganz von selbst in ihm aufgeht. sowie er die göttliche Offenbarung mit einem des Trostes und der göttlichen Erleuchtung bedürftigen Herzen aufnimmt, so wird dessen Erzeugung im Menschen als eine freie That der göttlichen Gnade bezeichnet, deren theilhaft zu werden der Mensch Buße thun und beten müsse. – Glaube wird in religiöser Beziehung auch Dasjenige genannt, was geglaubt wird, also der gesammte Inhalt der göttlichen Offenbarung, der von der Kirche in gewissen Glaubensartikeln zusammengefaßt und ausgesprochen ist, und den alle Diejenigen in ihrem Glaubensbekenntnisse anerkennen, welche bei der Confirmation in die christliche Gemeinschaft aufgenommen werden. In der katholischen Kirche müssen die Priester bei der Übernahme ihres Amts, sowie Diejenigen, welche von einer andern Religionspartei zur katholischen Kirche übertreten, einen eignen Glaubenseid leisten, welcher sich namentlich auch auf die Anerkennung der Hoheit und Macht des Papstes bezieht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 228.
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