Obst, das

[572] Das Ōbst, des -es, plur. inus. ein Collectivum. 1) Eine jede eßbare Frucht des Gewächsreiches, deren Samen mit einer fleischigen Bedeckung umgeben ist; in welcher weitesten Bedeutung alle Früchte dieser Art der Stauden und Pflanzen, z.B. die Stachelbeeren, Himbeeren, Weintrauben, Melonen, ja in noch weiterer Bedeutung von einigen auch die Nüsse, mit zu dem Obste gerechnet werden. 2) In engerm und gewöhnlicherm Verstande gehören nur die Baumfrüchte, deren Same mit einer fleischigen oder saftigen Bedeckung umgeben ist, zu dem Obste. Kernobst, dessen Samenkerne eine weiche Schale haben, und wozu die Äpfel, Birnen u.s.f. gehören; im Gegensatze des Steinobstes, dessen Kerne mit einer steinharten Schale umgeben sind, wie die Kirschen, Pflaumen, Aprikosen, Pfirschen u.s.f. Ein Apfel ist ein schönes Obst, besser, Äpfel sind ein schönes Obst. Obst essen. Mit Obst handeln. 3) In der engsten und allem Ansehen nach eigentlichsten Bedeutung gehören nur die Äpfel und Birnen zu dem Obste. Frühobst, frühzeitiges Obst, Äpfel oder Birnen, welche früh reif werden; zum Unterschiede von dem Spätobste oder späten Obste.

Anm. Bey dem Ottfried in dieser letzten Bedeutung Obaz, bey dem Notker Obazo, bey dem Willeram Obaz, Obeze, im Nieders. Avet, im Böhm. Owoce. Es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Wort mit Apfel eines Geschlechtes ist, indem beyde Wörter nur in den Endsylben -el, und -ez, -es, -s, -st, unterschieden sind. Im Oberdeutschen sagt man nur Obs für Obst. Da dieses Wort aus Obes zusammen gezogen ist, so erhellet daraus[572] zugleich die Ursache, warum das o gedehnt ist, ungeachtet zwey Mitlauter darauf folgen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 572-573.
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