Pfaffe (2), der

[699] 2. Der Pfaffe, des -n, plur. die -n, eine dem eigentlichen Dienste Gottes oder des für Gott gehaltenen Wesens gewidmete Person; wo es ehedem auch im guten und rühmlichen Verstande gebraucht wurde, einen Priester, und in weiterer Bedeutung einen jeden Geistlichen zu bezeichnen, daher noch Jeroschin den Papst den obersten Pfaffen nennet. In dieser anständigen Bedeutung ist es längst veraltet, und wird nur noch im verächtlichen und harten Verstande von einem jeden Priester und Geistlichen gebraucht, er diene nun dem wahren oder falschen Gotte. Da werden sie denn fragen ihre Götzen und Pfaffen, und Wahrsager und Zeichendeuter, Es. 19, 3. Ein Götzenpfaffe, Dompfaffe, Bauchpfaffe, Meßpfaffe, Dorfpfaffe u.s.f. alle im harten und[699] verächtlichen Verstande. Bey den Handwerkern, wo man einen Lehrling mit allerley seltsamen Gebräuchen zum Gesellen zu machen pflegt, hat man einen Gesellen, welcher einen Geistlichen vorstellet, die Deposition verrichtet, und gleichfalls der Pfaffe, der Gesellenpfaffe oder Schleifpfaffe genannt wird. Auf den Niedersächsischen Universitäten wurden die Studenten, weil man sie ehedem mit zu den Geistlichen rechnete, gleichfalls Pfaffen genannt, da denn die Pennale oder so genannten Füchse Halbpfaffen hießen.

Figürlich und vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt oder vielleicht auch wegen der schwarzen Farbe sind im gemeinen Leben einige Vögel unter diesem Nahmen bekannt. 1) Die großbärtige Schwalbe, welche bey dem großen Haufen in dem ungegründeten Verdachte ist, daß sie die Kinder und Ziegen aussaugen soll, Hirundo Caprimulga Klein. wird auch der Pfaffe genannt. S. Nachtrabe. 2) Das Rohrhuhn, Wasserhuhn oder schwarze Blashuhn, Fulica recentiorum Klein. ist gleichfalls unter dem Nahmen des Pfaffen bekannt. 3) S. auch Dompfaffe.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Verfasser des alten Gedichtes auf den heil. Anno Paff, im Nieders. Pape, im Angels. Papa, im Wallis. und Slavon. Pope. Es ist aus dem Griech. παπας Lat. Papa, welches schon frühe ein Ehrennahme der Priester und Geistlichen wurde, und von den Oberdeutschen blasenden Mundarten in Pfaff verwandelt worden. Durch den langen Gebrauch, besonders in dem Munde des großen Haufens, hat es seine ehemahlige Würde verloren, so daß es jetzt bis zu einem beleidigenden Ausdrucke hinab gesunken ist. In den folgenden Zusammensetzungen liegt theils eine oder die andere Ähnlichkeit mit der Tracht der Geistlichen zum Grunde, theils bedeuten aber auch die mit Pfaff zusammen gesetzten Wörter das vorzüglichste ihrer Art, weil sich die Geistlichen immer gern das Beste anzumaßen pflegen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 699-700.
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