Prediger, der

[829] Der Prêdiger, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. Die Predigerinn, eine Person, welche predigt. In engerer Bedeutung, derjenige, welcher dazu berufen ist, dessen Pflicht es ist, die Wahrheiten der Religion öffentlich bekannt zu machen; wo es in den christlichen Kirchen nur im männlichen Geschlechte üblich ist, außer wenn es die Gattinn eines Predigers in den protestantischen Kirchen bedeutet. In diesen Kirchen werden die gewöhnlichen Geistlichen oder Priester, d.i. die zur Verrichtung des öffentlichen Gottesdienstes bestellten Personen, in der anständigen Sprechart gemeiniglich Prediger genannt, weil das Predigen eine ihrer vornehmsten Obliegenheiten ist. S. Pastor, Pfaff, Pfarrer und Priester. Der Landprediger, Stadtprediger, Feldprediger, Hofprediger u.s.f. Prediger werden. Zum Prediger berufen werden. An einigen Orten wird der Hauptprediger an einer Kirche, oder der eigentliche Pfarrer, im Gegensatze des Capellans oder Diaconi, nur der Prediger schlechthin genannt, weil das Predigen seine vornehmste Verrichtung ist, dagegen die übrigen Verrichtungen dem Diacono obliegen. In der Römischen Kirche ist dieses Wort als eine allgemeine Benennung geweiheter Geistlichen nicht üblich, indem diese nach den gehörigen Weihen Priester, und wenn sie bey einer Gemeinde angestellet sind, Pfarrer heißen. Wohl aber führen daselbst die Glieder des Dominicaner-Ordens den Nahmen der Prediger oder der Predigermönche, weil sie ursprünglich zum Predigen bestimmt waren, daher auch ihr Orden der Prediger-Orden, ihr Kloster das Prediger-Kloster, die Kirche in demselben die Prediger-Kirche u.s.f. heißt. Figürlich heißt oft derjenige ein Prediger, welcher mit Nachdruck zu etwas ermahnet, oder etwas mit Nachdruck bekannt macht. Ein Prediger der Tugend, des Lasters, der Wollust. Daher auch Salomo, wegen der von ihm gepredigten Lehren der Weisheit und Tugend, in der Deutschen Bibel der Prediger Salomo heißt, welche Benennung nachmahls auch dem ihm zugeschriebenen biblischen Buche beygeleget worden, welches von einigen auch, obgleich nicht schicklich, das Predigerbuch, von andern aber noch irriger der Prediger Salomonis genannt wird, als wenn das Buch selbst den Nahmen des Predigers führete, und der Genitiv dessen Verfasser andeutete.

Anm. Schon bey dem Ottfried Bredigar, bey dem Notker Predicar, und bey den heutigen Schwaben Bredigar. Es ist vermittelst der Ableitungssylbe -er von dem Zeitworte predigen gebildet. Die Niedersachsen kennen es nicht, sondern gebrauchen dafür ihr Preoster. S. Priester.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 829.
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