Quartier (2), das

[884] 2. Das Quartīer, des -es, plur. die -e, Diminut. das Quartierchen, Oberd. Quartierlein, der Ort, wo man sich eine Zeit lang aufhält. 1) Zunächst bey den Soldaten, welche jedes Gebäude, wo sie sich eine Zeit lang aufhalten, im Gegensatze des Aufenthaltes im Lager unter den Gezelten, ein Quartier zu nennen pflegen. Die Truppen in die Winter-Quartiere, in die Erfrischungs-Quartiere legen, sie den Winter über, oder zur Erfrischung in die Häuser eines Ortes oder einer Landschaft vertheilen. Die Armee ist in die Winter-Quartiere gegangen, hat die Winter-Quartiere bezogen. Bey jemanden im Quartiere stehen oder liegen, in dessen Haus einquartieret seyn. Sein Quartier an einem Orte haben. In einigen Fällen gebraucht man es auch von einem oder mehrern Gezelten. So ist das Haupt-Quartier derjenige Ort in einem Lager, wo sich, der commandirende General aufhält. 2) In weiterer Bedeutung wird, besonders im gemeinen Leben, eine jede Wohnung, ein jedes Logis, man mag solche nun auf immer, oder nur auf eine Zeit bewohnen, ein Quartier genannt. Ein gutes Quartier haben. Gehe in mein Quartier, in meine Wohnung, in mein Zimmer. Jemanden ein Quartier bestellen. Machen sie uns bey ihr ein Quartier aus, Gell. Das Quartier eines Gesandten, das gesandtschaftliche Quartier. 3) Figürlich ist im Kriegswesen, um Quartier bitten, um Verschonung seines Lebens bitten; einem Gefangenen Quartier geben, ihm das Leben schenken; kein Quartier geben, alles niedermachen.

Anm. Das Wort ist mit der Verfassung unsers Kriegswesens, welches größten Theils aus Frankreich herstammet, aus dem Franz. Quartier entlehnet worden. Die Figur würde überaus hart und ungewöhnlich seyn, wenn dieses Wort von dem vorigen, so fern es den vierten Theil einer Stadt oder Gegend bedeutet, abstammen sollte. Es ist daher wahrscheinlicher, daß das Französische Wort von warten, in der allgemeinern Bedeutung des Aufhaltens, abstammet, wovon mit vorgesetztem G auch Garde, Guarde, und Guarda, im Franz. und Ital. gebildet worden; oder auch[884] von währen, bleiben, dauern, von welchem Gifuare schon bey dem Ottfried ein Haus bedeutet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 884-885.
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