Rosten

[1170] Rosten, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben bekommt. 1) In der weitesten, und allem Ansehen nach ersten Bedeutung, verwesen, durch innere Auflösung der Theile zerstöret werden. Es ist in dieser Bedeutung im Hochdeutschen zwar veraltet; allein die sprichwörtliche R.A. alte Liebe rostet nicht, höret so leicht nicht auf, ist gewiß noch ein Überbleibsel davon, weil sie zu ungewöhnlich und seltsam seyn würde, wenn sie bloß eine Figur der folgenden Bedeutung seyn sollte. 2) Im engern und gewöhnlichern Verstande ist rosten nur noch von den Metallen üblich, wenn sie von den in der Luft und in dem Wasser befindlichen Salztheilchen aufgelöset und zerstöret werden, da sich denn die zurück gebliebene gröbere Erde als eine rauhe Rinde ansetzet. Das Eisen rostet, so wie alle unedle Metalle. Gold rostet nicht, weil die Salztheilchen keine Gewalt über dasselbe haben. So auch das Rosten.

Anm. In dieser engern Bedeutung im Nieders. rusten, und intensive rustern. Die ehemahlige erstere Bedeutung ist aus mehrern Gründen erweislich. Bey dem Notker heißt es Kap. 15: min Lichamo ne fulet, noh ne rozzet, mein Leichnam faulet und verweset nicht, aber nicht, wie es Schilter übersetzet, meum corpus non putrescit neque foetet, weil die Bedeutung des Stinkens unerweislich ist. Im Holländ. ist roesten noch jetzt verwesen, verfaulen, wofür die Niederdeutschen mit dem ihnen gewöhnlichen t rotten, und von dem Flachse röthen, sagen. In diesem weitern Verstande ist rosten das Neutrum von dem folgenden Activo Rösten, verwesen machen. Da der Begriff der Verwesung aber nur eine Figur von einem mehr in das Gehör fallenden Stammbegriff ist, so scheinet reißen, das Intensivum von reisen, das Stammwort zu seyn, da denn das Zerrinnen, das aus einander Fließen verwesender Körper, oder das Zernagen, das Zerfressen derselben angedeutet werden würde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1170.
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