Stauchen

[311] Stauchen, verb. regul. act. welches eigentlich eine Onomatopöie ist, und den dumpfigen hauchenden Laut nachahmet, welcher entstehet, wenn man einen kurzen dicken weichen Körper gegen einen harten, oder einen solchen festen gegen einen weichen stößet. 1. Eigentlich. Jemanden mit dem Hintern gegen die Wand stauchen. Sich die Hand, den Fuß verstauchen. Waaren in ein Faß, in das Schiff stauchen, sie fest zusammen setzen, mit den Füßen in ein Faß treten; Nieders. stauen. Die Schmiede stauchen ein Stück Eisen, wenn sie dasselbe glühend der Länge entgegen schmieden, so daß es kürzer und dicker werde. Daher ist im Bergbaue, eine Axt stauchen, sie ausschmieden. 2. Figürlich. (1.) Den Hanf stauchen, in der Landwirthschaft einiger Gegenden, z.B. Obersachsens, ihn, wenn er geraufet worden, in kleine Häufchen zusammen lehnen, damit er trockne; Nieders. stuken, von Stuke, eine Stauche, ein Haufen, Bündel. Den Flachs stauchen, ihn nach dem Rösten in ähnliche Bündel aufsetzen. S. Stauche. (2) Das Wasser wird gestauchet, wenn man dessen Abfluß hindert, und es dadurch aufschwellen macht; stämmen, Nieders. stauen, Ital. stuare. Einen Fluß, einen Bach stauchen. (3) In den Küchen einiger Gegenden ist stauchen so viel als dämpfen, Nieders. stöfen, stoven. Gestauchtes Fleisch, gedämpftes,[311] in einem verschlossenen Gefäße langsam gekochtes. So auch das Stauchen und zuweilen die Stauchung.

Anm. Im Niedersächsischen und einigen andern gemeinen Mundarten lautet dieses Wort ohne Hauchlaut stauen, Engl. to stow. Es ahmet den mit dieser Handlung verbundenen Laut genau nach, welcher Laut demjenigen ähnlich ist, welchen mit andern Endlauten die Zeitwörter staben, stapfen, stämmen, stampfen, stopfen u.s.f. und ohne Zischlaut, tauchen, ducken, u.s.f. ausdrucken. Da die Körper, welche diesen Laut verursachen, gemeiniglich kurz und dick sind, so wird nach einer gewöhnlichen Figur in manchen Fällen dieser Begriff allein der herrschende. S. Stauch, Stock, Stück u.s.f. Der Begriff eines Haufens gründet sich auf eine ähnliche Figur, wohin auch dick, Deich, in der Bedeutung eines Dammes, u.s.f. gehören.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 311-312.
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