Stolz, der

[402] Der Stolz, des -es, plur. car. das Hauptwort des vorigen Beywortes. 1. Das Gefühl seiner Vorzüge und die thätige Erweisung dieses Gefühles durch äußere Handlungen. (1) Im guten oder doch gleichgültigen Verstande, das Gefühl wahrer Vorzüge und dessen Erweisung. Erhöhet eine Nation wahre Vorzüge, welche sie besitzt, durch das Bewußtseyn ihres wahren Werthes, so ist das edler Stolz, Sonnenf. Deine Seele ist werth, einen edlern und gerechtern Stolz zu haben.


Es hören meinen Stolz, Belt, Donau, Wolga, Rhone,

Und weichen hinter mich,

Raml.


(2) Im nachtheiligen Verstande, das Gefühl eingebildeter, ingleichen das übertriebene Gefühl wahrer Vorzüge und dessen thätige Erweisung. Vielen Stolz haben. Er kennet sich vor Stolz nicht. Der Stolz ist nicht etwa nur ein Antheil unverständiger Seelen und kleiner Geister; er schleicht sich in die besten und edelsten Gemüther ein, Gell. Der Stolz auf seine Ahnen, der Ahnenstolz; der Stolz auf sein Vermögen, im gemeinen Leben, der Beutelstolz; der Stolz auf schöne Kleider, der Kleiderstolz u.s.f. Der Bauernstolz, wenn sich der Stolz auf eine ungesittete bäuerische Art äußert. 2. Ein Vorzug, in dessen Besitz man sich über andere erhaben fühlt; in der edlern und höhern Schreibart. Ein Mann muß der Stolz seiner Frau, und ihre Ehre die seinige seyn, Weiße. Ich, deines Herzens Stolz, eben ders.


Die Menschen lieb ich stets, der Menschheit Stolz und Ehre,

Weiße.


Bey dem Strycker Stolzheit und in einigen Oberdeutschen Gegenden noch jetzt Stolzheit. Von der letzten Sylbe in Hagestolz, siehe dieses Wort.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 402.
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