Trägheit, die

[643] Die Trägheit, plur. inus. von dem Beyworte träge. 1) Der Zustand und die Fertigkeit, da man aus Empfindung eigener Schwere die Bewegung scheuet, und in weiterm Verstande, da man die mögliche Anwendung seiner Kräfte in seinen Geschäften unterläßt, Unlust zur Bewegung und zur Anwendung seiner Kräfte; im gemeinen Leben die Faulheit. Zur Trägheit in den Armen einer wollüstigen Muße gewöhnt. Die geistliche Trägheit, in der Theologie, die Abneigung, seine Kräfte zum Guten zu gebrauchen. 2) In der Physik ist die Trägheit oder die Kraft der Trägheit, Vis inertiae, diejenige Kraft eines jeden Körpers, mit welcher er auf das, was ihn in Bewegung oder Ruhe setzen will, zurück wirkt, und welche noch von der Schwere unterschieden wird, die Disposition eines Körpers in seinem Zustande zu bleiben.

Anm. Bey dem Notker Dragheite, im Nieders. Traagheit, bey dem Ottfried mit einer andern Ableitungssylbe Druagi und noch in einigen Oberdeutschen Gegenden, die Träge.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 643.
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