Trägheit

[508] Trägheit (inertia) der Materie heißt deren allgemeine Eigenschaft, ohne Einfluß einer bewegenden oder hemmenden Kraft den Zustand der Ruhe oder der Bewegung sowie die Richtung und Geschwindigkeit dieser nicht aufzugeben bezw. zu ändern.

Das Gesetz der Trägheit formuliert zuerst GALILEI (Dial. l, 14). NEWTON bestimmt: »Corpus omne perseverare in statu suo quiescendi vel movendi uniformiter in directum, nisi quatenus a viribus impressis cogitur statum illum mutare. Materiae vis insita est potentiae resistendi, qua corpus unumquodque, quantum in se est, perseverat in statu suo vel quiescendi vel movendi uniformiter in directum« (Philos. natural. princ. mathem., praef., def. III. »vis inertiae«: ib.). – Nach WUNDT hat das Princip der Trägheit den Charakter einer permanenten Hypothese, weil es eine Voraussetzung einschließt, die in der Erfahrung niemals verwirklicht ist, nämlich die absolut unbeeinflußter materieller Elemente (Syst. d. Philos.2, S. 476 f.). Nach HEYMANS ist das Trägheitsprincip eine Schlußfolgerung aus empirischen und apriorischen Daten (Ges. u. Elem. d. wissensch. Denk. S. 438). Nach OSTWALD ist es nichts anderes als »die Tatsache, daß... die Bewegungsenergie unverändert ihren augenblicklichen Wert beibehält, solange man keine andere Energie zuführt, die diesen Betrag ändert« (Vorles. üb. Naturphilos.2, S. 188). Vgl. P. VOLKMANN. Erkenntn. Grundlag. d. Naturwiss. S. 179 f.. E. MACH, Die Mechanik. PALÁGYI, Die Logik auf d. Scheidewege S. 313 f.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 508.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: