Marcus Junius Brutus

[184] Marcus Junius Brutus, Sohn der Servilia, der Schwester des Cato, welcher sein Ideal war, der berühmte Mörder Cäsars, den man für seinen Vater hält. Freiheitsschwärmerei, welche ihn taub gegen die Stimme der Vernunft und selbst der Natur und der Dankbarkeit machte, ließ ihn sich mit Cassins gegen Cäsar verschwören, welcher den 15. März 43 J. n. C. G. mitten in der Versammlung des Senats ermordet wurde. Als Cäsar den Brutus, den Dolch in der Hand, unter den Verschwornen [184] erblickte, riefer aus: »Auch du Brutus!« – »Brutus hatte kein Gefühl der wahren Freiheit, aber seine Phantasie war erhitzt; und noch jetzt ist er der Liebling erhitzter Phantasien, welche ohne Beurtheilungskraft und Bürgergefühl sich immer von den wirklich beseligenden Tugenden der Freiheit wegschwärmen. Brutus war ein Verräther des Pompejus nach dem Tage bei Pharsalia (wo er den Cäsar anflehte, seines Lebens zu schonen), ehe er Cäsars Mörder ward. Er lief von einer Partei zur andern, und seine weiche Seele hatte selbst keine. Er was in Cassius Händen, als er seinen Vater mordete. Angst ließ ihn Gespenster sehen.« (s. Hennings über die wahren Quellen des National-Wohlstandes etc.) Aus Cäsars Asche entsprang ein bürgerlicher Krieg; s. den Art. Antonius. Brutus wurde in der Schlacht von Philippi geschlagen, so tapfer er auch stritt, und brachte sich die Nacht daselbst ums Leben.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 184-185.
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